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Bissige Schuhe

Zustiegsschuhe: Was sind die Besonderheiten?

7 Minuten Lesezeit
Bei alpinen Zu- und Abstiegen sowie auf Klettersteigen sind Zustiegsschuhe das optimale Schuhwerk: leicht, robust, mit guter Reibung. Hier erfährst Du wichtige Fakten rund um Material, Einsatz, Sitz und Pflege von Zustiegsschuhen.

Was sind Zustiegsschuhe bzw. Approachschuhe?

Anders als ihr Name vermuten lässt, sind Zustiegsschuhe – auch Approachschuhe genannt – nicht nur für den Zustieg zum Kletterfelsen konzipiert, sondern auch für das Steigen und Klettern im technisch einfacheren Gelände am Fels. Also dort, wo man bereits die Hände zwingend benötigt, aber meist noch nicht per Seil sichert.

Inzwischen sind Zustiegsschuhe auch im Routesetting verbreitet oder als Multifunktions- und Lifestyleschuhe.

💡Eigenschaften von Zustiegsschuhen

Zustiegsschuhe …

  • besitzen eine Climbing Zone (durchgehender Gummi) im vorderen Bereich der Sohle für optimale Reibung und damit sicheren Halt bei leichten Kletterpassagen, Touren im felsigen Gelände oder Klettersteigen.
  • sind häufig Halbschuhe für mehr Beweglichkeit im Fußgelenk bei leichten Klettereien.
  • haben einen Abriebschutz (Zehenschutzkappe, Gummirand, Geröllschutzrand, …).
  • sind kantenstabil und haben eine relativ steife Sohle, die den Fuß auf kleinen Tritten und Krampen unterstützt.
  • besitzen oft eine kleine Schlaufe an der Ferse zum Befestigen am Klettergurt.
  • haben eine Kletterschnürung, die bis weit nach vorne hin zu den Zehenspitzen geht
  • sowie ein wasserdichtes oder wasserabweisendes Obermaterial
  • und einen griffigen (weichen) Sohlengummi.

Die richtige Sohle bei Zustiegsschuhen

Die Sohle ist einer der wichtigsten Bestandteile von Zustiegsschuhen. Von ihr hängt ab, wie gut der Grip des Approachschuhs ist. Einen guten Zustiegsschuh hört man beim Gehen, ganz egal wo und worauf man läuft. Das liegt am Naturkautschuk-Anteil. Durch ihn hat man einen guten Halt, egal ob der Stein glatt oder schmierig ist.

Außerdem haben die Schuhe in der Regel eine relativ flache Sohlenstruktur, die teilweise aussieht wie kleine Saugknöpfe. Ein Schuh mit extrem tiefen Profil bietet auf Stein weniger Halt.

Merke:

  • Weniger Profil = mehr Halt auf Felsplatten
  • Gröberes Profil und mehr Stollen = mehr Halt auf Schotter oder in Schneefeldern

Um eine Sohle mit Naturkautschuk zu erkennen, gibt es einen ganz einfachen Test: Wenn man mit der Hand über den neuen Gummi reibt und auf der Haut ein klebrig-wachsiges Gefühl zurückbleibt, dann liegt das meistens am Naturkautschuk. Und das hilft draußen am Felsen deutlich.

Was ist die Climbing Zone bei Approachschuhen?

Manche Zustiegsschuhe haben an der Spitze eine kleine Besonderheit, die Climbing Zone: Dort findet sich im vorderen Teil der Sohle eine glatte Kante bzw. ein profilloser Abschnitt, der auch für leichte Klettereien, beim Zustieg oder am Klettersteig, geeignet ist.

Eine profilierte Spitze kann sich im Fels verhaken und bietet weniger Grip. Wenn es also mit Zustiegsschuhen ins felsige Gebiet geht, wo es aber noch keine Kletterschuhe braucht, hat man gute Reibung. Damit sind Zustiegsschuhe perfekt für Klettersteige geeignet. Denn in Sachen Halt und Haftung stellen sie eine Mischung aus Wander- und Kletterschuhen dar.

In Klettersteigen hilft die griffige und stabile Sohle von Zustiegsschuhen.

Salewa/Hansi Heckmair

In Klettersteigen hilft die griffige und stabile Sohle von Zustiegsschuhen.


Harte oder weiche Sohle?

Die Schuhe sollen auf dem Weg zum und im Felsen angenehm zu tragen sein sowie bei leichten Klettereien Halt und genügend Rückmeldung vom Untergrund vermitteln. Aus diesem Grund wird bei Approachschuhen im Vorderfußbereich nur auf eine leichte Dämpfung gesetzt oder gleich ganz darauf verzichtet.

Der Flex, also die Biegsamkeit der Sohle unter dem Ballen, spielt bei den Vorlieben des Trägers eine Rolle. Ein sehr hoher Flex lässt den Fuß auf geraden Wegen leicht abrollen und passt sich besser an den Untergrund an. Eine recht steife Sohle (= geringer Flex) unterstützt dagegen den Fuß, man steht entspannter auf kleinen Tritten und angenehmer auf Krampen im Klettersteig.

Wie sollten Zustiegsschuhe sitzen?

Bei Zustiegsschuhen gilt wie bei anderen Bergschuhen auch: In der Regel lässt Du einen Daumen breit Platz oder nimmst eine Nummer größer. Wer den Approachschuh auch zum Klettern nutzen möchte, wählt dagegen eher die kleinere Größe, um damit besser auf kleinen Tritten stehen zu können.

Wichtig bei Zustiegsschuhen ist ein perfekter Halt des Fußes im Schuh. Deshalb besitzen Approachschuhe mit diesem Anspruch eine Schnürung, die bis ganz nach vorne reicht. So kann der Schuh perfekt an den eigenen Fuß angepasst werden. Bei Zustiegsschuhen schlüpft man daher nicht wie bei Wanderschuhen einfach hinein und läuft los, sondern man passt den Schuh vorher richtig an.

Auch die Fersenkonstruktion ist auf einen guten Halt hin optimiert: So hat zum Beispiel Salewa bei Schuhen wie dem Salewa Wildfire eine spezielle Fersenkonstruktion entwickelt. Dabei ist die Schnürung mit kleinen Stahlkabeln verbunden. Zieht man die Schnürsenkel vorne fest, wird auch die Ferse des Schuhs fixiert. Kletterer kennen dieses Prinzip vom Fersenband ihrer Kletterschuhe. Gerade wenn man auf felsigem Untergrund unterwegs ist, ist Stabilität um den ganzen Fuß wichtig. Das Zugsystem bis zur Spitze sorgt dafür.

Ein Approachschuh muss den Fuß fest halten und Unebenheiten standhalten.

Bergzeit

Ein Approachschuh muss den Fuß fest halten und Unebenheiten standhalten.


Wichtig für optimalen Halt und gute Verträglichkeit der Schuhe ist, dass man in der Sohle steht und nicht darüber: Der Fersenbereich sollte seitlich nicht über die Schuhsohle überstehen. Das macht den Schuh instabil – und strapaziert Bänder und Sehnen.

Worauf ist beim Obermaterial der Zustiegsschuhe zu achten?

Bei Zustiegsschuhen kommt ein flexibles, aber äußerst robustes Material zum Einsatz. Verwendet werden spezielle Materialmischungen, die einiges aushalten. Durch das flexible Material funktioniert die Schnürung auch vorne noch und kann den Fuß richtig gut umschließen.

Oft werden deshalb Synthetikmaterialien verwendet. Diese sind leicht und robust. Natürlich ist das Schotterfeldrutschen in einem dickeren Schuh angenehmer, aber auch ein guter Approachschuh macht das wunderbar mit.

Für Attentate auf das Material im felsigen Gelände sind Zustiegsschuhe an der Spitze mit einer robusten Gummierung und manchmal auch mit Gummikappe verstärkt. Bei einigen Modellen läuft dieser Gummischutz um den ganzen unteren Teil des Schuhs, etwa beim Garmont Dragontail LT GTX.

Eine gewisse Resistenz gegen Wasser schadet auch nicht. Denn immerhin soll der Einsatzbereich der Zustiegsschuhe der Zustieg sein – und der kann auch nass oder matschig sein.

Wanderschuhe oder Zustiegsschuhe? Kann man mit Zustiegsschuhen wandern?

Ob Du Dich für Wander- oder Zustiegsschuhe entscheidest, hängt davon ab, wo Du Dich mit den Schuhen bewegst. Ein Wanderschuh eignet sich auch für normale, befestigte Wege. Zustiegsschuhe sind fürs Wandern dagegen häufig zu hart und zu fest.

Prinzipiell lässt sich sagen: Je robuster und präziser der Zustiegsschuh ist, umso mehr leidet der Komfort. Ein extremes Beispiel, welches aber im Klettersteig und im Geröll unschlagbar ist, ist der Hanwag Rotpunkt.

Auch umgekehrt gilt: Je bequemer der Schuh, umso weniger ist er für Schotterfeld, Klettersteig oder leichte Kletterei geeignet, wie z.B. der Salomon Xa Pro 3D. Er steckt dafür aber lange Strecken über Wurzelpfade einfach so weg.

Im Gegensatz zum Wanderschuh soll der Approachschuh den Fuß festhalten, weil man Unebenheiten und Schieflagen am Stein ausgleichen muss. Rutscht man weg, weil der Schuh den Fuß nicht festhält, dann kann man – überspitzt gesagt – auch barfuß gehen.

Aber natürlich gibt es bei Approachschuhen auch Abstufungen. Der Kultschuh Scarpa Moijto hat alle Merkmale eines Zustiegsschuhs. In Sachen Robustheit und Halt kann er aber nur zum Teil mit dem Firetail von Salewa oder dem La Sportiva TX mithalten; ihm fehlt der intensive Knöchelhalt.

Laufen, Klettern, Wandern oder Bergsteigen – wir bringen Dich zu Deinem passenden Schuh.

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Die richtige Pflege von Zustiegsschuhen

Wie alle Schuhe wollen auch die für den „Approach“ gepflegt werden. So gehst Du vor:

  1. Schuhe abbürsten und anschließend mit Waschmittellauge reinigen.
  2. Je nach Material mit Wachs oder spezieller Schuhpflege für Outdoorschuhe behandeln.

Tipp für Schuhe mit Membran: Wenn in die Schuhe innen eine Gore-Tex-Membran eingearbeitet ist, muss auch das schützende Futter regelmäßig gereinigt werden, sonst funktioniert es nicht mehr.

So gehst Du vor:

  1. Futter vorsichtig mit lauwarmem Wasser ausmassieren und spülen. So werden die Poren von Schmutz und Salzen gereinigt.
  2. Kopfüber antrocknen.
  3. Mit Holzspanner ausspannen, um eine Faltenbildung zu vermeiden, die Druckstellen erzeugt.

Worauf sonst noch beim Reinigen von Gore-Tex-Schuhen zu achten ist, erfährst Du in unserem Beitrag Gore-Tex Schuhe pflegen und imprägnieren.

WICHTIG: Nie silikonhaltige Pflegemittel verwenden! Die machen die Gummi-Ummantelung spröde – und schmälern damit die Wasserdichtheit und Robustheit Deiner Approachschuhe. Wenn Du Dir nicht sicher bist: Gummirand abdecken oder zuhalten.

Imprägnieren der Approachschuhe

Um zu verhindern, dass das Obermaterial sich vollsaugt, muss auch dieses regelmäßig imprägniert werden. Wenn Du merkst, dass das Wasser nicht mehr abperlt, ist es wieder Zeit für eine Auffrischung. Die Mittel hierzu findest Du unter spezieller Schuhpflege für Outdoorschuhe.

Eine Anleitung für das Imprägnieren von Schuhen haben wir Dir hier erstellt: Schuhe imprägnieren – Anleitung, Tipps & Tricks

Wie lange halten Zustiegsschuhe?

Wie lange Zustiegsschuhe halten, hängt davon ab, wie intensiv sie verwendet werden. Gerade die klebrige Sohle lässt mit der Zeit nach – und damit auch der Grip.

Nach etwa drei bis fünf Jahren wird es Zeit, seinen Schuhen eine Ruhestands-Tätigkeit zukommen zu lassen. Alle Schuhe mit gezwickter Machart kann man auch wiederbesohlen lassen. Oft kann man die Schuhe noch bei kurzen Spaziergängen, der Gartenarbeit oder beim Gassigehen mit dem Hund abtragen.

Fazit

Beim Kauf ist gründliches Überlegen das A und O: Für was brauchst Du den Schuh? Was muss er erfüllen, in welchem Gelände wirst Du ihn tragen? Für fünfzig Meter Zustieg in der Fränkischen Schweiz brauchst Du keinen High-End-Zustiegsschuh. Für drei Stunden Zu- und Abstieg im Wilden Kaiser inklusive Schotterfeld zum Ellmauer Tor rauf und wieder runter dagegen schon.

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