Inhalt
- Wasserdicht vs. wasserabweisend: Was ist der Unterschied?
- Was bedeutet die hydrostatische Wassersäule und wie wird sie berechnet?
- Was bedeutet "dauerhaft wasserdicht”?
- Verliert die Kleidung irgendwann die Eigenschaft wasserdicht zu sein?
- Was bedeutet "dauerhaft wasserabweisend"?
- Wie wäscht und pflegt man wasserdichte und wasserabweisende Kleidung?
Manchmal ist es wahrlich nicht leicht im verwirrenden Dschungel der Outdoor-Produkteigenschaften. Um aber das passende Produkt auszusuchen, muss man die Details verstehen, mit denen die Hersteller werben.
Um Dir dabei ein wenig unter die Arme zu greifen, widmen wir uns in diesem Artikel dem Thema Regenschutz. Genauer gesagt: dem Unterschied zwischen wasserabweisender und wasserdichter Bekleidung. Und was ist eigentlich diese Wassersäule, von der bei Regenjacken immer die Rede ist?
Wasserdicht vs. wasserabweisend: Was ist der Unterschied?
👉 Wasserdicht bedeutet, dass das Material so dicht ist, dass kein Wasser durchgeht. Hier sollte man trocken bleiben, egal wie lange man draußen im Regen unterwegs ist. Bei wirklich wasserdichten Jacken, saugt sich nur die Oberfläche voll, die Bekleidung im inneren bleibt aber ansonsten durch die speziellen wasserdichten ePTFE- bzw. PU-Membrane und Laminate trocken und geschützt.
👉 Wasserabweisend bedeutet, dass Nässe von der Oberfläche abperlt. Feuchtigkeit wird so davon abgehalten, sofort ins Innere durchzudringen. Bei Dauer- oder Starkregen kann aber leider nicht ausgeschlossen werden, dass es mit der Zeit auch im Inneren so einer wasserabweisenden Jacke nass wird.
👉 Wasserfest ist ein Begriff, der häufig syononym für wasserabweisende Schuhe und Bekleidung verwendet wird.
Bergans
Um eine klare Definition und eine nachvollziehbare Richtlinie zu bekommen, ob eine Jacke oder Hose nun wasserdicht oder wasserabweisend ist, hat die Textilindustrie internationale Standards rund um die sogenannte hydrostatische Wassersäule definiert.
An der Wassersäule kannst Du Dich als Kunde beim Kauf von Outdoor-Bekleidung entsprechend orientieren. Allerdings erlauben die Normen und Prüfstandards unterschiedliche Grundwerte, die festlegen, ob ein Kleidungsstück als „wasserdicht“ bezeichnet werden darf.
Laut internationalen Standards liegt die niedrigste Grenze, bei der aus einer wasserabweisenden eine wasserdichte Jacke wird, bei einer Wassersäule von 815 Millimetern (EN343:2003 für Schutzkleidung der Kategorien 1 und 2).
- 1.325 Millimeter laut EN 343:2003, Kategorie 3 (hoher Anspruch)
- 2.039 Millimeter laut EN 343:2003, Kategorie 4 (höchster Anspruch)
- 4.000 Millimeter laut EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs und Forschungsanstalt)
Viele Produkte nahmhafter Outdoor-Hersteller übertreffen diese Grenzwerte um ein Vielfaches.
Was bedeutet die hydrostatische Wassersäule und wie wird sie berechnet?
Die hydrostatische Wassersäule bezeichnet die Höhe einer theoretischen Wassersäule, die auf eine Gewebeoberfläche drückt, wenn sich der erste Tropfen durch das Gewebe drückt. Der Wert wird in Millimetern angegeben.
Eine Wassersäule von 10.000 Millimetern (also zehn Metern) entspricht einem Druck von 1 bar.
In Sachen Wasserdichtigkeit kommt also immer darauf an, welcher Druck auf das Gewebe aufgebaut wird. Dieser Druck erhöht sich entsprechend, wenn beispielsweise die Träger des vollbeladenen Rucksacks auf die bereits nasse Jackenoberfläche drücken. Auch wenn der Wind den Regen entgegenpeitscht, erhöht sich der Druck des Wassers, dem die Jacke standhalten muss.
👉 Mehr dazu: Wassersäule – Was bedeutet die Angabe bei Zelten und Jacken?
Wasserdichte Beispiele aus der Outdoor-Praxis
- Eine Person, die mit ihrem Körpergewicht im nassen Gras sitzt, erzeugt einen Wasserdruck von rund 2.000 Millimetern Wassersäule, beim Knien im Gras sind es bereits etwa 4.000 Millimeter.
- Für ein Zelttuch oder Segeltuch ist diese Rechnung unerheblich, weil kein Mensch darauf sitzt oder kniet. Daher sind hier 1.000 Millimeter Wassersäule, je nach Einsatzzweck bereits absolut ausreichend.
- Genau dasselbe gilt für einen Trekkingschirm, während Zeltboden und Unterlegplanen bereits mindestens eine Wassersäule von 5.000 Millimeter haben sollten, um wirklich wasserdicht zu sein.
- Eine Regen- oder Skihose hingegen, mit der man auch auf nassem Untergrund kniet oder sitzt, wird ab 15.000 Millimetern Wassersäule wirklich wasserdicht.
- Eine Hardshelljacke, die für das Tragen eines schweren Rucksacks ausgelegt ist, ist ab einer Wassersäule von 20.000 Millimetern Wassersäule wasserdicht. Ohne Rucksack reichen Jacken mit einer Wassersäule von 10.000 Millimetern in der Regel aus.
Was bedeutet „dauerhaft wasserdicht”?
Damit sichergestellt wird, dass bei wasserdichter Bekleidung nirgendwo Wasser eindringen kann, müssen alle Nähte und Reißverschlüsse versiegelt sein. Die speziell verschweißten Nähte, Säume und wasserabweisenden Reißverschlüsse müssen dann auch Waschmaschinen standhalten.
Wer eine Jacke ohne versiegelte Nähte und Reißverschlüsse wählt, muss damit rechnen, dass diese früher oder später Wassertropfen hineinlassen.
👉 Kein Risiko eingehen: Testsieger: Die besten Regenjacken
Gore-Tex
Verliert die Kleidung irgendwann die Eigenschaft wasserdicht zu sein?
Es wäre nicht korrekt zu behaupten, dass wasserdichte Kleidung dauerhaft zu 100 Prozent wasserdicht bleibt, denn mit der Zeit kann die Membrane beschädigt werden, Schmutz oder scharfe Gegenstände können Undichtigkeit verursachen. Zudem werden bereits wasserdichte Hardshelljacken und -hosen oft zusätzlich imprägniert. Denn nur mit einer intakten DWR-Ausrüstung ist bei wasserdichter Funktionsbekleidung die gesamte Funktionalität gegeben.
Florian Glott
Durch die wasserabweisende DWR-Ausrüstung wird verhindert, dass das Obermaterial Wasser aufnehmen und in die Zwischenschicht gelangen kann. Denn selbst wenn die Nässe nicht durchdringt, kann die Bekleidung schwer werden. Zudem behindert ein durchweichtes Obermaterial den Abtransport von Feuchtigkeit aus dem Inneren. Das heißt, dass durch die zusätzliche Imprägnierung wasserdichter Materialien gleich zwei Vorteile gegeben sind:
- Erhält die Atmungsaktivität des Materials. Feuchtigkeit kann von innen nach außen entweichen.
- Verhindert, dass die Jacke oder Hose Feuchtigkeit aufnimmt und dadurch zu schwer wird.
Im Umkehrschluss führt der Verlust der wasserabweisenden Eigenschaften des Obermaterials häufig zu dem Eindruck, dass eine Regejacke nicht mehr dicht ist. Die Jacke wird einerseits schwer, andererseits sammelt sich auf der Innenseite die vom Körper abgegebene Feuchtigkeit.
Was bedeutet „dauerhaft wasserabweisend“?
Dauerhaft wasserabweisende Materialien sind normalerweise imprägniert, also chemisch oder thermisch behandelt. Die Rede ist dann von einer DWR-Imprägnierung. Mehr dazu erfährst Du im Beitrag Was ist eine DWR-Imprägnierung?
Derartige Imprägnierungen waschen sich mit der Zeit jedoch heraus oder der Effekt lässt aufgrund mechanischer Beanspruchung beim Tragen nach. Deshalb die Empfehlung: Imprägniere Jacken und Hosen regelmäßig neu. Damit wird sichergestellt, dass Wassertropfen auch weiterhin an der Oberfläche abperlen und nicht ins Innere dringen.
Ein Test zur Überprüfung der wasserabweisenden Eigenschaften ist einfach: Spritze etwas Wasser auf Dein Kleidungsstück (zum Beispiel mit einer Gieskanne oder Wasserflasche) und beobachte, ob das Wasser aufgesaugt wird oder abperlt. Das Abperlen nennt man übrigens den „Lotus-Effekt”.
👉 So geht’s! Regenjacke imprägnieren: so bleibt Hardshell-Bekleidung wasserabweisend
Wie wäscht und pflegt man wasserdichte und wasserabweisende Kleidung?
Hat Deine wasserdichte Kleidung mal wieder eine Wäsche nötig, kannst Du sie mit einem Spezialwaschmittel oder milden Flüssigwaschmittel – aber unbedingt ohne Waschzusätze (!) – in der Waschmaschine reinigen.
Judith Hackinger
Welche Pflegemaßnahmen genau zulässig oder empfehlenswert sind, hängt dabei vom Material und der Struktur der verarbeiteten Klima-Membran ab. Poröse Membrane solltest Du regelmäßig reinigen, um die Atmungsaktivität flott zu halten. Porenlose Membrane müssen nur dann in die Wäsche, wenn der Oberstoff wirklich schmutzig ist.
Unsere Wasch- und Pflegeanleitungen für:
- mikroporöse ePTFE-Membrane: Gore-Tex waschen
- porenlose Polyurethan-Membrane: Dermizax waschen
- Imprägnieren: „Regenjacke imprägnieren – so geht’s richtig!“