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Geschichtsträchtige Pfade, großartige Einkehr

Wanderung über den Mendelpass ins Trentino

6 Minuten Lesezeit
Wer Sabine Dettling auf dieser Wanderroute über den Mendelpass bis in das Nonstal folgt, bekommt nicht nur geschichtsträchtige Stätten zu sehen, sondern kommt auch an bezaubernden Aussichtsplätzen vorbei. Und eines kommt auf dieser Wanderroute ganz sicher nicht zu kurz - die kulinarischen Genüsse.

Durch kühle, schattige Wälder

Auf der Wandertour kommt man an geschichtsträchtigen Orten - wie dem Standort des ehemaligen Zollhauses - vorbei. | Foto: Sabine Dettling
Auf der Wandertour kommt man an geschichtsträchtigen Orten – wie dem Standort des ehemaligen Zollhauses – vorbei. | Foto: Sabine Dettling

Wer Streckenwandern durch dunkle, kühle Wälder liebt, wird auch diese lange Wanderung schätzen. Sie ist der Top-Tipp für heiße Tagen, wenn unten im Etschtal die Sonne erbarmungslos herunterbrennt.

Start der 25 Kilometer langen Wanderung ist die Talstation der Mendelbahn. Hier beginnt der stetige Aufstieg von 511 Metern Seehöhe hinauf auf den höchsten Punkt der Tour auf immerhin 1.787 Meter. Der Mendelsteig ist nicht nur ein schöner Waldpfad, sondern auch ein Weg mit großer Vergangenheit, denn er führt hinauf zur Zollwies, eine Lichtung mit einem Brunnen und einem Platz zum Rasten.

Ein Schild klärt über die Bedeutung des Namens auf. Als der alpenüberquerende lombardisch-deutsche Durchzugsverkehr im 13. Jahrhundert stark zunahm, entstanden neben Zollstationen auch Marktflecken. Der sehr schmale und höchstens mit Saumtieren und zweirädrigen Karren befahrbare Weg verlief vom Nonstal über die Mendel – vorbei an Zollhaus und Zollwiese – bis hinunter bis nach Bozen.

Geschichtsrächtige Plätze am Mendelsteig

Auf den am Weg gelegenen Marktflecken, der Zollwies und der Golliréwies (Haselnusswiese) lagerten Fuhrleute und Handwerker. Zollpflichtige Waren wechselten den Besitzer. Nicht weit von der Zollwies entfernt, haben Reste des Zollhauses die Zeit überdauert. An der Zollstation entrichteten im Mittelalter die Nutzer des Saumpfades den bischöflichen Zoll zu Bozen. Ab 1288 stand die Zollstation unter dem Hoheitsrecht des Grafen Meinhard II. von Tirol, der die Zollverwaltung vereinheitlichte und die Einkünfte verzehnfachte.

Später lebte der Wärter des Mendelsteigs im Zollhaus, das auch als Raststätte genutzt wurde, wenn Verstorbene von Ruffré im Nonstal zur Beisetzung nach St. Nikolaus gebracht wurden. Vermutlich war das Haus noch 1785 bewohnt. Wenige hundert Meter nach dem Zollhäuschen lichtet sich der Wald, und vom Aussichtspunkt Hundskofel schweift der Blick weit – bis hinüber nach Eppan und Bozen, über die Überetsch bis zum Kalterer See. Quellwolken haben sich wie Wattebäusche an und auf die Berge gelegt.

Die Überetsch vom Aussichtspunkt Hundskofel. | Foto: Sabine Dettling
Die Überetsch vom Aussichtspunkt Hundskofel. | Foto: Sabine Dettling

Nun verläuft der Mendelsteig stets in der Nähe der Mendelpass-Straße SS 42, tangiert sie und kreuzt sie auch einmal. Vorsicht ist geboten – vor allem an schönen Tagen und am Wochenende rasen hier Autos und Motorräder, als ob es um den Sieg bei der Bergwertung ginge. Schließlich ist die Mendel (1.363 Meter), wie der Pass auch genannt wird, erreicht, und der Weg führt zum Rifugio Genzianella (Enzianhütte, 1.450 Meter) und schließlich parallel zum Sessellift des Nonstaler Skigebiets Mendel-Ruffré.

Links und rechts des schmalen Bergpfads zur Rifugio Mezzavia (Halbweghütte, 1.594 Meter) taucht hin und wieder ein Reh auf – auf einer Lichtung beobachten gleich zwei halbstarke Exemplare die vorüberziehenden Wanderer.

Von der Halbweghütte in das Nonstal

Die Halbweghütte ist ein Restaurant, das sich seit 1959 in Familienbesitz befindet. Auf der Terrasse und in der Stube werden Südtiroler und Trentiner Spezialitäten serviert. Bei guter Sicht lohnt ein Abstecher zum Aussichtspunkt, der seinen Namen Bellavista völlig zurecht trägt.

Schließlich weitet sich die Landschaft, der Wald wird lichter, und in der Ferne lockt die am Fuße des Monte Roen gelegene Malga di Romeno (1.771 Meter) – Zeit für einen Cappuccino. Die Alm, die im Besitz der Gemeinde Romeno ist, bietet ein Mehrbett- und zwei Doppelzimmer, ist frisch renoviert und erinnert optisch eher an ein Berggasthaus.

Von hier bis zum 250-Seelen-Örtchen Amblar (980 Meter) im oberen Nonstal wandert man in völliger Stille. Niemand ist hier unterwegs. Amblar ist ein beschauliches Dorf und wunderschön gelegen. Bald nach dem Ortsende von Amblar ist der Rio di Linòr mit seinem Plätschern ein steter Begleiter. Auch hier ist der Wald dicht, dunkel und kühl, und kaum eine Menschenseele ist unterwegs. Südlich von Ruffrè-Mendola zweigt direkt am Sportplatz ein Waldpfad ab, der in den Liftparkplatz am Skigebiet Mendel Ruffré einmündet.

Zur Bergstation der Mendelbahn – und zur finalen Einkehr

Eine Eggbauer-Portion Spaghetti Aglio Olio e Peperoncino - verteilt auf zwei Teller! | Foto: Sabine Dettling
Eine Eggbauer-Portion Spaghetti Aglio Olio e Peperoncino – verteilt auf zwei Teller! | Foto: Sabine Dettling

Über die Fahrstraße ist die Bergstation der Mendelbahn bald erreicht. Die 1903 erbaute Bahn zählt zu den steilsten und längsten Standseilbahnen Europas und befördert müde und inzwischen auch sehr hungrige Wanderer bequem und schnell ins Tal.

In der Nähe der Talstation wartet noch ein besonderes Schmankerl auf uns. Es sind nur noch ein paar Schritte, und die Schlusseinkehr beim Eggbauer kann beginnen! Das Ristorante Pizzeria Eggbauer Hof ist ein traditioneller Südtiroler Gasthof mit ausgezeichneter Küche. Während der Begriff „Pizzeria“ auf eine große Auswahl an Pizzen hinweist, zeigt der Begriff „Ristorante“ an, dass hier mit einer vollständigen Menüauswahl zu rechnen ist – von den Antipasti (Vorspeisen) über den primo und secondo piatto (erster und zweiter Gang) bis hin zu den Dolci (Nachtischen). Die Gasträume sind urgemütlich, und von der großen, überdachten Terrasse eröffnet sich eine wunderschöne Aussicht hinunter nach Kaltern, zur Überetsch bis zu den Dolomiten.

Wer eine 25-Kilometer-Wanderung in den Beinen und entsprechend großen Hunger hat, wird hier garantiert satt werden. Die Portionen – vor allem der Nudelgerichte – sind riesig und geschmacklich eine Wucht. Auf der Speisekarte finden sich Fleischgerichte wie Schnitzel nach Wiener Art, Schweinshaxe und Zwiebelrostbraten, regional typische Gerichte wie Spaghetti Carbonara, Knödel-Tris und Spinatspatzeln sowie fünfunddreißig verschiedene Pizzen.

Die Weine stammen von einer Kalterer Kellerei und werden – stets perfekt gekühlt – auch in hübschen Viertel- oder Halbliterfläschchen serviert. Italienische Großfamilien reisen eigens für einen Eggbauer-Besuch nach Kaltern und zelebrieren ihr Abendessen, und auch bei Einheimischen ist der Eggbauer sehr beliebt. Ein echtes Original übrigens ist der Wirt, den der Gast spätestens beim Begleichen der Rechnung kennenlernen wird, denn bezahlt wird beim Wirt direkt an der Theke.

Alle Daten zur Tour

  • Start: Kaltern an der Weinstraße, Ortsteil St. Anton, Talstation Mendelbahn
  • Tourenlänge: 25,3 Kilometer
  • Höhenmeter: 1.787 Meter bergauf, 918 Meter bergab

Wichtige Websites und Adressen:

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