Ein neuer Tourenskischuh aus dem Hause Dynafit – als ich gefragt wurde, ob ich ihn testen wolle, war ich sofort einverstanden. Ich fahre nämlich bereits seit ca. drei Jahren den Hoji Pro Tour. Kurz zu mir: Ich bin 160 cm groß und wiege etwa 50 kg. Nachdem ich als Kind ausschließlich im Rennanzug auf den Pisten unterwegs war, bin ich seit einigen Jahren nur noch abseits der Pisten auf Skitour zu finden. Ich mag ausdauernde Aufstiege und lange pulvrige Abfahrten. Daher nutze ich gerne Tourenschuhe, die im Aufstieg ein angenehmes Gewicht haben, aber auch in der Abfahrt Halt geben.
Bergzeit
Passform des Dynafit Radical Pro
Meine Füße sind klein und eher breit. In der Regel habe ich aber keine besonderen Probleme, passende Skischuhe zu finden. Den Schuh habe ich in Größe 23,5 cm getestet. Auch hier hat alles gepasst.
Erster Eindruck des Tourenskischuhs
Der Radical Pro im Aufstieg
Durch das geringe Gewicht ist der Schuh im Aufstieg angenehm zu tragen. Zur Erinnerung: Hier wurde kein Rennschuh, sondern ein Allrounder getestet. Für Rennen ist der Schuh meiner Meinung nach nicht geeignet.
Das Verhältnis des Gewichts bezieht sich also auf vergleichbare Allrounder. Im Walk-Modus werden Schaft und Schale voneinander getrennt, wodurch eine widerstandslose Schaftrotation ermöglicht wird. Auch in Kletterpassagen, ohne Ski unter der Sohle, punktet der Schuh mit seiner griffigen Sohle. Durch den Verzicht auf die „Speed Nose“ wird die Sohlenlänge im Vergleich zu Vorgängermodellen etwas länger. Eine sich dadurch ergebende Verschlechterung des Drehpunkts beim Aufsteigen kann ich allerdings nicht bestätigen, was aber auch meiner ohnehin kurzen Sohlenlänge geschuldet sein kann.
Negatives kann ich über den Schuh nicht berichten. Ich war im Aufstieg sehr begeistert. Einen halben Minuspunkt gibt’s für den dünnen Innenschuh, der nicht allzu viel Wärme speichert. Aber wer braucht in Bewegung schon einen warmen Innenschuh.
Bergzeit
Der Radical Pro beim Test in der Abfahrt
Oben angekommen, kann der Tourenschuh dank des Hoji-Lock-Systems mit nur einem Handgriff vom beweglichen Walker zum stabilen Abfahrer geswitcht werden. Die Schnallen und der Ultra Lock Strap sind über ein Kabelsystem mit dem Ski-Walk-Modus verbunden. Bei Umlegen des Hebels wird das System unter Spannung gesetzt, wodurch eine enorme Stabilität entsteht. Außerdem muss am Gipfel nicht mit kalten Händen an den Schnallen rumfrankiert werden.
Als ehemalige Pistenfahrerin bin ich harte Schuhe mit hoher Flex gewohnt. Von weichen Tourenskischuhen halte ich persönlich wenig. Diese mögen vielleicht im Aufstieg überzeugen, aber in der Abfahrt fühlt man sich wie auf rohen Eiern. Der Radical Pro überzeugt durch den festen Halt und garantiert bei der Abfahrt beste Kraftübertragung. Der Schuh hat verhältnismäßig einen aufrechten Schaft, was bei der Abfahrt generell zu Rücklage führt. Dadurch fährt der Schuh eher mit Dir als Du mit dem Schuh. Um das komplette Potenzial des Schuhs ausschöpfen zu können, ist eine gute Position auf dem Ski Voraussetzung.
Testfazit zum Dynafit Radical Pro
Grundsätzlich ist bei einem Skitourenschuh wichtig, dass er passt. Deshalb würde ich immer empfehlen, den Schuh in den Läden von Bergzeit anzuprobieren. Generell kann man aber sagen, dass der Schuh recht breit geschnitten ist. Allrounder, die gut auf dem Ski stehen und mit dem aufrechten Schaft kein Problem haben, werden den Schuh lieben. Der Radical Pro überzeugt durch leichtes Handling, Beweglichkeit und Gewicht. Auch bei der Abfahrt muss nicht auf Performance verzichtet werden, da der hohe Flex einem Alpinskischuh sehr nahekommt. Alles in Allem ein empfehlenswerter Tourenschuh für lange Aufstiege und anspruchsvolle Abfahrten.