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Sonne & Berg

Warum ist Sonnenschutz in den Bergen wichtig?

8 Minuten Lesezeit
Hochtour, Skifahren, Wandern, Mountainbiken - in den Bergen ist umfassender Sonnenschutz eine wichtige Sache. Mediziner und Bergzeit Autor Basti Fiedler erklärt, warum die Sonne in den Bergen besonders intensiv ist und wie Du Dich bestmöglich vor zu viel UV-Strahlung schützt.

Schon mal beim Wandern oder auf Hochtour vergessen, Dich mit Sonnencreme einzucremen? Dann weißt Du sicher, dass ein Sonnenbrand in den Bergen schnell passiert ist – und mitunter sehr unangenehm sein kann. Doch warum ist das so? Und was kann ich tun, um mich auch in der Höhe optimal gegen die Sonne zu schützen? Unser Experte und Arzt Basti Fiedler hat die wichtigsten Antworten rund ums Thema Sonnenschutz in den Bergen für Dich.

Risiko: Warum „brennt“ die Sonne in den Bergen stärker?

Die Regeln für Sonnenschutz in den Bergen sind die gleichen wie im Tal. Doch herrschen in der Höhe andere Umgebungsbedingungen, die das Risiko nochmals erhöhen. Zum einen führt die etwas kältere Temperatur am Berg dazu, dass Du die Sonnenstrahlung weniger intensiv wahrnimmst und daher unbewusst ein höheres Risiko eingehst. Zum anderen nimmt die Strahlung in zunehmender Höhe zu (ca. vier Prozent Zunahme pro 300 Höhenmeter).

In höheren Lagen spürst Du die Sonneneinstrahlung oft erst, wenn's zu spät ist. Zum anderen kann Schnee die Strahlung verstärken - eine gefährliche Kombination.

Bergzeit

In höheren Lagen spürst Du die Sonneneinstrahlung oft erst, wenn’s zu spät ist. Zum anderen kann Schnee die Strahlung verstärken – eine gefährliche Kombination.


Bewegst Du Dich zusätzlich auf einem Gletscher oder im Winter auf einer Schneeunterlage, so kann durch die Reflexion der Strahlung eine Verstärkung um bis zu 100 Prozent bewirkt werden. Das Risiko, Schäden von der Sonne davonzutragen, wird in den Bergen also um ein Vielfaches erhöht – und das Thema Sonnenschutz rückt umso mehr in den Fokus.

Sonnenschutz im Sommer beim Wandern

Der beste Schutz gegen schädliche UV-Strahlung: Drinnen bleiben. Dass das keine akzeptable Lösung darstellt, ist natürlich klar. Wir lieben die Berge. Wir wollen uns draußen an der frischen Luft bewegen.

Zudem ist mittlerweile bekannt, dass ein Mangel an Sonnenlicht zu Vitamin D-Mangel führen kann. Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erzeugt der Körper rund 80 bis 90 Prozent des wichtigen „Sonnenvitamins“ selbst – durch die Einwirkung von UV-Strahlung auf unsere Haut.

Wenn Du im Sommer Wandern gehst, solltest Du die Mittagshitze meiden oder zumindest ausreichend Pausen im Schatten einplanen.

Bergzeit

Wenn Du im Sommer Wandern gehst, solltest Du die Mittagshitze meiden oder zumindest ausreichend Pausen im Schatten einplanen.


Ein bisschen Sonne ist also absolut wünschenswert; vor einem „Zuviel“ an Sonne sollten wir uns jedoch unbedingt schützen. Nur so können Sonnenbrände, vorzeitige Hautalterung und im schlimmsten Fall Hautkrebs, vermieden werden.

1. Kleidung mit UV-Schutz

Am besten eignen sich lange, dicht gewebte Hemden und Hosen. Verschiedene Bekleidungshersteller bieten spezielle Tops oder Hosen mit Lichtschutzfaktor (zwischen 20 und 50) an. Besonders zu schützen sind die sogenannten Sonnenterrassen wie Schultern, Nacken oder auch Fußoberflächen (daher, wenn möglich, lieber geschlossene Schuhe wählen).

2. Unbedeckte Haut richtig eincremen

Welche Sonnencreme und welchen Lichtschutzfaktor Du wählst, ist eine sehr individuelle Entscheidung, die auch viel mit Deinem Hauttyp und der Gewöhnung zu tun hat. Für die höheren Lagen empfiehlt sich jedoch mindestens ein Lichtschutzfaktor (LSF) von 30. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Übergängen von nackter Haut zu Bekleidung gelten, da die Kleidung beim Sport verrutschen kann. Und: Regelmäßiges Nachcremen nicht vergessen!

3. Eine Kopfbedeckung schützt vor Sonnenstich

Neben einem – sehr unangenehmen – Sonnenbrand der Kopfhaut, kann zu starke Sonneneinstrahlung auf den Kopf auch zu einem Sonnenstich führen. Schütze Dich daher mit einem Hut oder einer Kappe – am besten mit breiter Krempe oder Nackenschutz.

4. Mittagssonne meiden

Gerade an klaren, sonnigen Tagen ist es ratsam, die Sonne zwischen 12 und 15 Uhr ganz zu meiden. Ist das nicht möglich (zum Beispiel bei einer Ganztages-Tour), dann plane die Tour möglichst so, dass Du Dich während dieses Zeitraums viel im Schatten (zum Beispiel in einem Wald) aufhältst oder zumindest viele schattige Pausen machen kannst.

Sonnenschutz bei Schnee und Eis

Im Winter beim Skifahren oder auch im Sommer auf Hochtour in Gletschergebieten ist Sonnenschutz ein wichtiges Thema. Wegen der Umgebungskälte nimmst Du dort oftmals nicht wahr, wie intensiv die Sonnenstrahlung ist. Dies kann zu verheerenden Sonnenbränden führen. Daher gilt: egal ob Piste oder Hochgebirge – in verschneiten oder vereisten Umgebungen ist ausreichender Schutz für Körper, Gesicht und Augen im Sommer wie im Winter unumgänglich. So kannst Du Dich schützen:

  • Deine Sonnencreme sollte im Hochgebirge bzw. im Schnee mindestens LSF 30 aufweisen. Bei schweißtreibenden Aktivitäten unbedingt an Erneuerung denken. Lippenstift mit entsprechend hohem Lichtschutzfaktor verwenden.
  • Verwende eine gute Sportsonnenbrille, Gletscherbrille mit speziellen Gläsern (Kategorie 4) und ggf. abschirmenden Schutzblenden. Auch bei Skibrillen ist eine entsprechende Gläserkategorie angebracht.
  • Achte unbedingt auf entsprechende Kleidung (zum Beispiel mit Lichtschutzfaktor) und creme neben dem Gesicht auch die nicht bekleideten Stellen gut ein.
Wegen der Umgebungskälte spürst Du bei Schnee oft die Sonneneinstrahlung gar nicht; achte darauf, dass Du trotzdem gut geschützt bist.

Bergzeit | Hansi Heckmaier

Wegen der Umgebungskälte spürst Du bei Schnee oft die Sonneneinstrahlung gar nicht; achte darauf, dass Du trotzdem gut geschützt bist.


Hältst Du Dich beim Skitouren/Skifahren oder beim Bergsteigen auf dem Gletscher und im Schnee an diese Grundregeln, bist Du in jedem Fall auf der sicheren Seite.

Sonnenschutz für die Augen

Sonnenschutz in den Bergen betrifft nicht nur die Haut. Auch die Augen sollten insbesondere in großer Höhe vor der Sonne geschützt werden. Durch übermäßige UV-Strahlung, wie sie oft in großer Höhe und verstärkt durch Gletscher- und Schneefelder auftritt, werden die Augen stark gereizt.

Eine gute Sonnenbrille oder entsprechende Gletscherbrille gehört daher in den Bergen nicht nur für Bergsteiger, sondern auch alle anderen Bergsportler zur Standardausrüstung.

Welche Schäden kann Sonnenstrahlung im Körper anrichten?

Die negativen Effekte der Sonne werden hauptsächlich durch das sogenannte UV-A- und UV-B-Licht ausgelöst. Diese unterscheiden sich in der Wellenlänge und der Wirkung auf den Körper, wobei es starke Überschneidungen gibt:

  • UV-A (320-400 nm): Diese gelangen bis in die tieferen Hautschichten und sind unter anderem für die Hautalterung verantwortlich.
  • UV-B (290-320 nm): Dies sind die besonders biowirksamen Strahlen, da sie zu Sonnenbrand und schweren Schädigungen der Haut führen können. Jedoch werden sie von den oberen Hautschichten absorbiert. Sie sind auch für die Produktion von Vitamin D zuständig.

Doch ob nun tatsächlich Schaden angerichtet wird, hängt von der Dosis (sprich der Dauer und der Intensität der Sonnenstrahlen) und den eigenen Voraussetzungen ab (Stichwort Hauttyp). Auch die Höhenlage, in der Du Dich in den Bergen aufhältst, spielt eine Rolle. Folgende Reaktionen können prinzipiell auftreten:

Hautalterung durch Sonnenlicht

Die lichtbedingte Hautalterung unterscheidet sich von der natürlichen Hautalterung – auch wenn es große Überschneidungen gibt. Dies lässt sich am einfachsten darstellen, wenn man die exponierte Haut (z.B. Gesicht/Arme) mit der nicht-exponierten Haut (z.B. Rumpf) vergleicht. Die Haut wird schlaff, faltig und bildet eine gröbere Felderung aus – dazu kommen Farbveränderungen und Altersflecken.

Sommersprossen

Sommersprossen sind an sich harmlos – und trotzdem ein Signal, dass der Sonnenschutz nicht gut funktioniert hat. Sie treten in der Regel bei hellhäutigen Kindern und Jugendlichen nach Sonnenbränden auf und sind durch die Vermehrung von Melanin (Farbstoff der Haut, der auch für die Bräunung zuständig ist) bedingt.

Sommersprossen sind ein Zeichen, dass der Sonnenschutz auf der Haut nicht gut funktioniert hat. Sie sind jedoch noch relativ harmlos.

Adobe Stock | frimufilms

Sommersprossen sind ein Zeichen, dass der Sonnenschutz auf der Haut nicht gut funktioniert hat. Sie sind jedoch noch relativ harmlos.


Sommersprossen sind ein Zeichen, dass der Sonnenschutz auf der Haut nicht gut funktioniert hat. Sie sind jedoch noch relativ harmlos.

Adobe Stock | pixel-shot

Ernster wird’s beim Sonnenbrand: Er ist die akute Form des UV-Schadens und geht mit Rötung & Schwellung einher.


Sonnenbrand

Der Sonnenbrand ist die „akute Form“ des UV-Schadens und ist wie eine Verbrennung zu betrachten. Die typische Hautrötung (auch Erythem genannt) tritt wenige Stunden nach Exposition auf und erreicht das Maximum nach zwölf bis 24 Stunden. Ein Abklingen tritt meist nach 48 bis 72 Stunden ein.

Bis ein Sonnenbrand komplett abgeheilt ist, können aber auch ein bis zwei Wochen vergehen. Typisch sind eine scharf begrenzte Rötung und eine leichte Schwellung, bei stärkeren Sonnenbränden tritt aber auch Blasenbildung und in der Folge der Verlust der obersten Hautschicht ein.

Sonnenstich in den Bergen

Ganz schwere Sonnenbrände können auch mit Fieber einhergehen und sind dann oft mit einem „Sonnenstich“ kombiniert, der durch eine Reizung der Hirnhäute durch Strahlen und Überhitzung ausgelöst wird.

Schwere Sonnenbrände in den Bergen

Liegt auf einem Großteil der Haut ein massiver Sonnenbrand mit Blasenbildung vor, so kann dies auch zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, die eine stationäre Behandlung unumgänglich machen. Daher gilt es auf jeden Fall einen Sonnenbrand durch entsprechenden Sonnenschutz zu vermeiden.

Sonnenallergie

Unter dem Begriff Sonnenallergie werden verschiedene Phänomene zusammengefasst:

  • Fototoxische Reaktion: Ausgelöst durch das Zusammenwirken eines obligat-fototoxischen Stoffes und Sonnenstrahlen. Die entsprechenden Stoffe werden z.B. durch die Nahrung aufgenommen oder durch Berührung, etwa mit Gräsern, auf die Haut übertragen und bewirken in Zusammenspiel mit Sonnenstrahlen obligat (also theoretisch immer) eine Reaktion unterschiedlicher Ausprägung.
  • Fotoallergische Reaktion: Diese wird ebenfalls durch Stoffe ausgelöst, die durch die Nahrung oder Berührung übertragen werden können. Jedoch muss vorher eine Sensibilisierung stattgefunden haben – sprich eine entsprechende Reaktion des Immunsystems. Außerdem ist diese Reaktion nicht obligat und tritt daher nicht automatisch auf – sondern nur bei entsprechender Prädisposition des Immunsystems.
  • Sonnenallergie: Im Volksmund versteht man unter einer Sonnenallergie eine chronische Lichtunverträglichkeitsreaktion der Haut, die sich vor allem im Frühjahr oder nach längerer Karenz zeigt und sich in Juckreiz, Rötung und Bläschen äußert. Im Gegensatz zu den oben genannten Phänomenen wird kein zusätzlicher Stoff im Körper oder auf der Haut benötigt. Die Allergie wird nur durch eine Überreaktion des Immunsystems auf das Licht (v.a. UVA) ausgelöst.

Hautkrebs durch fehlenden Sonnenschutz am Berg

Dass fehlender Sonnenschutz das Hautkrebsrisiko erhöht, ist allgemein bekannt. Doch gibt es viele verschiedene Arten von Hautkrebs, die unterschiedlich entstehen. In den Anfangsstadien sehen diese oft sehr ähnlich aus – nehmen dann jedoch unterschiedliche Verläufe. Daher sind bei Personen mit entsprechendem Risikoprofil regelmäßige Kontrollen sinnvoll, um frühzeitig auf verdächtige Hautveränderungen reagieren zu können!

Zusammenfassung: Warum ist Sonnenschutz in den Bergen so wichtig?

Für die Berge ist Sonnenschutz unabdingbar. Sei es die Sonnencreme im Hochgebirge, die Kopfbedeckung fürs Wandern und Bergsteigen oder der Gletscher-Sonnenschutz: Sonnenbrand ist höchst unangenehm. Dass auch weitere Folgeschäden entstehen können, ist den meisten zwar bewusst, dennoch wird das Thema Sonnenschutz allzu häufig auf die leichte Schulter genommen. Zwar wird nicht jedes Fehlverhalten sofort bestraft. Doch gerade für Bergsportler, die sich häufig draußen und in der Höhe im Schnee bewegen, ist das Lebenszeitrisiko für Folgeschäden nicht zu vernachlässigen.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 9. Juni 2020 veröffentlicht und zuletzt am 11. Juli 2023 optisch überarbeitet.


Quellen zu diesem Beitrag

  • Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin, 8. Auflage, F. Bergold et al.
  • Dermatologie, Urban & Fischer, 2. Auflage, Dorothea Terhorst et al.

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