Noch mehr als bei Erwachsenen zählt bei einer Skitour mit Kindern das Gesamterlebnis. Klar dürfen Kinder ruhig mal gefordert sein, aber nicht überfordert. Kinder sollen motiviert, neugierig gemacht werden und brauchen ausreichend Raum für eigene (Spiel-)Bedürfnisse.
Die erste Tour ist oft der Schlüssel zum Erfolg. Hier kannst Du viel gewinnen, aber eben auch einiges falsch machen. Aber keine Sorge: Mit den folgenden Tipps gelingt Dir die erste Skitour mit Deinen Kindern garantiert!
1. Achte auf gute Bedingungen für eine Skitour mit Kindern
Das Wetter und der Schnee spielen eine entscheidende Rolle. Leg die erste Tour terminlich nicht zu starr fest, sondern bleib möglichst flexibel in der Planung. Sonnenschein und eine ausgezeichnete Fernsicht sind toll, aber auch leichter Schneefall kann seinen Reiz haben. Unangenehm wird es nur, wenn Euch der Föhnsturm bei jedem Schritt fast umwirft oder es so kalt ist, dass Ihr am liebsten überhaupt keine Pause machen wollt – von der Gipfelrast ganz zu schweigen.
Die Lawinengefahr sollte bei der ersten Skitour mit Kind so gering sein, dass Du sie außer Acht lassen kannst. Denn eine Tour unter Anspannung macht nur halb so viel Spaß und schürt unter Umständen unnötige Ängste. Eine Kameradenrettung durch die Kinder ist keine ernsthafte Option!
Der Schnee bereitet am meisten Vergnügen, wenn er frisch und weich ist. Nicht nur die Abfahrt ist dann leichter, es macht den Kleinen auch besonders großen Spaß, ein Stück ihre eigene Spur in den frischen Schnee zu legen. Doch auch fester, pistenähnlich eingefahrener Schnee ist nicht unbedingt von Nachteil, solange die Spur nicht zu eisig ist.
2. Sorge beim Aufstieg für Abwechslung!
Die Aufstiegsspur sollte idealerweise so angelegt sein, dass sie sich mit möglichst gleichmäßiger Steigung nach oben schlängelt. Sanftes Almgelände oder ein mäßig geneigter Bergrücken sind besonders gut geeignet. Ist die vorhandene Spur zu steil oder zu eisig, solltest Du eine eigene „kindgerechte“ Spur anlegen.
Um die Kleinen aus ihrem Trott zu reißen und ihnen ein Lachen zu entlocken, darf die Spur auch ruhig mal absichtlich verspielt sein. Sie werden sich wundern, wenn sie plötzlich eine Ehrenrunde um einen freistehenden Baum drehen oder einen Felsblock umrunden. Und auf leichten Abschnitten die Skitouren-Gruppe einmal selbst anzuführen, bereitet den meisten Kindern große Freude.
3. Plane mit gemütlichem Tempo und Pausen
Wichtig bei einer Skitour mit Kindern sind ausreichend Rastzeiten zum Essen, Spielen und Entdecken und ein gleichmäßiges, gemütliches Tempo während des Gehens. Wenn Durst und der kleine Hunger gestillt sind, sind Kinder aber durchaus in der Lage, auch mal eine längere „Durststrecke“ ohne Pause zu überstehen – zumindest wenn diese abwechslungsreich ist.
Viele Spielideen lassen sich sogar im Gehen einbauen. So können zum Beispiel die Fitteren einer Gruppe ihre überschüssige Energie im Bauen von Wegmarkierungen für die Nachfolgenden loswerden. Schneehaufen oder Schneetürme sind mittels einer griffbereiten Schaufel im Handumdrehen aufgestellt und lassen sich mit Material aus dem Wald sogar noch verzieren. Deren Anblick ist eine schöne Motivation auch für die Hinteren in einer Gruppe.
Eine längere Rast darf natürlich auf keiner Skitour mit Kindern fehlen, egal ob sie direkt am Gipfel, etwas unterhalb – zum Schutz vor Wind – oder an einem beliebigen Umkehrpunkt der Tour stattfindet. Hauptsache, Ihr macht es Euch ein bisschen gemütlich und schlingt die Brotzeit nicht einfach nur im Stehen herunter. Eine besonders schöne Idee, bei der sich das gemeinsame Bauen, Spielen und Essen wunderbar vereinen lassen, ist ein Schneebuffet. Dabei baust Du einen großen Tisch aus Schnee, wo Du dann mundgerecht geschnittene Stücke von Apfel, Gurke, Karotte, Brot, Wurst, Käse und Co. in bunten Mustern anrichtest.
Ulrike Heidinger
4. Fahre den Kindern vor
Auf diese Weise gut gestärkt, geht es an die Abfahrt. Auch diese sollte vom Gelände so gewählt werden, dass alle angstfrei nach unten kommen. Engstellen, extrem steile Hänge oder dichter Wald sind für Kinder nicht geeignet. In den meisten Fällen werdet Ihr wahrscheinlich einfach den Aufstiegsweg ins Tal fahren.
Einen besonderen Reiz hat – wo es das Gelände zulässt – eine „Überschreitung“ des Gipfels, sodass sich eine abwechslungsreiche Rundtour ergibt. Oftmals lohnt sich ein Blick in die Karte, denn unter Umständen ist eine Abfahrt „hinten rum“ auch vom Schnee vielversprechender.
Sind die Verhältnisse zum Fahren schwierig, hat es sich bewährt, mit Kindern Spur zu fahren. Das bedeutet, ein Erwachsener fährt vor und die Kinder folgen dieser Spur in sicheren Abständen. So wird ihnen die Entscheidung der idealen Stelle für den Richtungswechsel im Gelände abgenommen – und alle kommen mit deutlich weniger Stürzen und trotzdem zügig ins Tal.
Ulrike Heidinger
Die erste Skitour – Antworten für Eltern
Hier findest Du Antworten auf die wichtigsten Fragen rund ums Thema Skitourengehen. Sollte Deine Frage nicht mit dabei sein, schreibe sie uns gerne in die Kommentare!
Wie lang darf eine Skitour mit Kindern sein?
Bezüglich der Länge der Tour gibt es kein Non-Plus-Ultra. Natürlich sollte die erste Kinderskitour keine 1.200 Höhenmeter haben. Im Schnitt kann man wohl sagen, dass 400 bis 500 Höhenmeter für den Anfang ausreichen. Stimmen aber die Rahmenbedingungen wie Gruppe, Wetter, Gelände und Pausen und ist die Stimmung gut, sind ältere Kinder durchaus in der Lage auch 700 Höhenmeter zu meistern.
In welchem Alter die erste Skitour?
Die zu bewältigenden Höhenmeter hängen natürlich auch vom Alter ab. Generell empfiehlt sich Skitourengehen von der physischen und motorischen Verfassung ab einem Alter von etwa acht Jahren. Es mag sicher auch fitte und motivierte Kinder geben, die schon mit sechs Jahren ihre erste kleine Skitour gehen – vorausgesetzt sie können ausreichend gut Skifahren. Hier reichen dann aber 300 Höhenmeter zum ersten Reinschnuppern aus, um es den Kleinen nicht zu verleiden.
Welches Skitourenset für Kinder?
Hier sind dem persönlichen Erfindergeist abhängig vom Budget keine Grenzen gesetzt. Meist werden am Anfang die Pistenski und Pistenschuhe der Kinder verwendet. Du kannst entweder einen Bindungseinsatz verwenden, der in vielen AV-Sektionen im Verleih erhältlich ist, oder aber Du montierst auf die Pistenski eine Kinder-Tourenbindung. Noch ein Stück professioneller sind Kinder-Tourenski.
Skitourenbindungen für Kinder:
Hier gibt es zwei gebräuchliche Möglichkeiten:
Bindungsadapter: Einerseits kann mit sogenannten Einlegern als Bindungsadaptern das Skitourengehen mit normalen Alpinski spielerisch ausprobiert werden. Die gibt es in einer kurzen Ausführung für kleinere Kinder und in einer etwas größeren.
- Vorteil: Mit Alpinski und Alpinschuhen verwendbar. Man muss sich nur ein Fell zuschneiden, das man entsprechend an den Ski anpasst; bietet eine präzise und sichere Auslösung bei der Abfahrt
- Nachteil: Sehr schwer und anstrengend für die Kinder im Aufstieg. Die Höhenmeter-Zahl ist damit sicher sehr beschränkt.
Pin-Bindungen für Kinder: Inzwischen gibt es auch ein gewisses Sortiment an Pin-Bindungen für Kinder. Wichtig ist hier ein Blick auf den Z-Wert, rät der Bergführer und Bergzeit Ski-Experte Markus Höss: „Der Z-Wert einer Bindung sollte idealerweise im mittleren Bereich der Spanne der Bindung liegen.“ Hier hilft zur groben Orientierung ein Blick in eine Z-Wert-Tabelle, mit der die Faktoren Sohlenlänge, Größe und Gewicht grob abgeschätzt werden können. Derzeit kommen hier drei Bindungsmodelle infrage:
- ATK Candy: Z-Wert von 1-5 und Verstellbereich von 50 Millimeter; so kann die Bindung gut mitwachsen.
- Kinder Marker Alpinist Long Travel: Z-Wert von 2 bis 6
- Dynafit ST Rotation lite: Z-Wert von 2,5 bis 7 und Verstellbereich von 25 Millimeter; sie ist damit auch noch für größere Kinder interessant.
- Fritischi Xenic 7: Z-Wert von 3-7 und Verstellbereich von 25 Millimeter
Skitourenschuhe für Kinder
Willst Du den Füßen Deines Kindes Gutes tun, kaufst Du einen Tourenstiefel, sobald es die Schuhgröße erlaubt, oder einen Kinder-Skitourenschuh oder Kinder-Freerideschuh mit Gehfunktion. Der Komfort-Gewinn lohnt sich in jedem Fall!
Hier muss bei der Auswahl darauf geachtet werden, ob die Schuhe in einer Rahmenbindung oder einer Pin-Bindung verwendet werden, dass der Schuh eine entsprechenden Sohlenüberstand hat. Wichtig außerdem: Kinder-Skitourenschuhe sind immer nur in einer entsprechenden Bindung zu verwenden, da die profilierte Sohle in Alpinbindungen nicht korrekt auslöst.
Felle für Kinderski
Steigfelle kannst Du aus alten Fellen passend für die Kinderski auf die passende Länge zuschneiden oder Du kaufst neue preisgünstige Skifelle.
Alles, was Du fürs Anpassen brauchst, also Fellbügel, Endhaken und Co. findest Du beim Skifell-Zubehör.
Tourenski für Kinder
Inzwischen gibt es verschiedene Tourenski-Modelle auf dem Markt, die an das niedrige Gewicht von Kindern angepasst sind. Eine Kombination als Pistenski ist möglich aber – wie auch bei Erwachsenen ein Kompromiss in Sachen Gewicht und Steifigkeit.
Die gängigen Modelle wie der K2 Wayback Jr. oder der Dynafit Youngsstar starten normalerweise bei Längen ab 120 bis 126 Zentimetern
Welche sonstige Ausrüstung brauchen Kinder auf Skitour?
Bei der Ausrüstung für Kinder hat sich in den letzten Jahren einiges getan.
- LVS-Gerät: Was die Sicherheit anbelangt, sollte natürlich jedes Kind mit einem funktionsfähigen LVS-Gerät ausgestattet sein. Es gibt einigermaßen preisgünstige Einsteigergeräte (z. B. das DSP Sport von Pieps). Dabei geht es in erster Linie ums Gefundenwerden. Dass die Kinder selbst suchen, kannst Du am Anfang spielerisch immer wieder einbauen und sollte später, wenn die Skitouren mehr werden, klappen.
- Schaufel und Sonde gehören zwar zur Grundausrüstung eines Skitourengehers, sind jedoch für die Kinder bei ihren ersten Touren nicht zwingend notwendig. Zum einen, weil sie oft noch gar nicht zum aktiven Suchen in der Lage sind, zum anderen, weil der Rucksack oft auch noch zu klein für die gesamte Ausrüstung ist. Eine kleinere Lawinenschaufel hat jedoch schon so manchem Kind die Pause im Schnee versüßt.
- Funktionsbekleidung: Atmungsaktive, wasserabweisende Funktionsbekleidung, die sich per Zwiebelprinzip zu mehreren Schichten kombinieren lässt, ist selbstverständlich.
- Rucksack und Verpflegung: Ebenso gehört ein kindgerechter Rucksack für die Trinkflasche und die Brotzeit ins Gepäck.
Ulrike Heidinger
- Stöcke: Für den Aufstieg tun es die Pistenstöcke der Kinder oder besser noch, weil längenverstellbar: leichte Kinder-Teleskopstöcke.
- Helm und Skibrille: Für die Abfahrt solltest Du als Elternteil natürlich einen Skihelm und eine Skibrille für Deinen Nachwuchs im Gepäck haben.
- Alternative Schneeschuhe: Kleine Kinder, die wirklich erst einmal reinschnuppern wollen, können die erste Tour auch mit Kinder-Schneeschuhen bestreiten. Die Pistenski und -schuhe für die Abfahrt werden dann von Mama oder Papa raufgetragen und am Gipfel gegen die Schneeschuhe eingetauscht.
Mehr Spaß mit mehreren Kindern
Am meisten Spaß macht eine Skitour übrigens mit Gleichaltrigen. Als einziges Kind auf eine Erwachsenentour mitgenommen zu werden, ist – zumindest für den Einstieg – nicht annähernd so motivierend und lustig, wie mit einer Gruppe Kindern unterwegs zu sein. Familiengruppen, Kinder- und Jugendgruppen des Alpenvereins oder auch private Touren mit gleichgesinnten Freunden bieten sich hier an.
In einer solchen Gruppe lassen sich auch die Rahmenbedingungen besser umsetzen. Kinder brauchen immer wieder ausreichend Möglichkeiten zum Spielen, um ihrem Entdeckerdrang, etwa bei der Verfolgung von Tierspuren, nachzugehen. Natürlich sind Pausen dazu besonders geeignet.
Übrigens sollten sich Eltern nicht wundern, wenn ihre vermeintlich „schlappen“ Kinder in den Pausen nicht einfach still dasitzen und ihre Brotzeit essen, sondern sofort wieder aktiv werden und anfangen, im Schnee zu graben. Das ist ihre Art der Regeneration und völlig in Ordnung.
Skitourenausrüstung für Kinder bei Bergzeit:
Lesetipp: Skitouren mit Kindern
Weiterführende Tipps und Tourenvorschläge finden sich im Buch „Skitouren mit Kindern“ von Bernhard Ziegler. Spielideen im Schnee gibt es jede Menge im Buch „Erlebnis Winter“ von Ludwig Bertle und Melanie Kappl.
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