Wer viel und gerne Rad fährt, weiß: Die Ansprüche an eine Radhose bzw. -Innenhose sind ganz unterschiedlich. Ist man nur kurz unterwegs, sagen wir mal ein bis zwei Stunden, ist eine unkompliziert konstruierte Hose mit möglichst bequemem Polster ausreichend. Die Belüftung steht nicht unbedingt an erster Stelle, da man sowieso bald wieder aus der Hose herausschlüpfen kann. Es kommt weniger auf den Langstreckenkomfort an, vielmehr stehen Flexibilität und guter Halt im Vordergrund. Wer hingegen länger im Sattel sitzt, braucht eine technisch durchdachtere Hose – insbesondere an Belüftung und Sitzpolster werden höhere Anforderungen gestellt. Warum sollte also jede Trainingsdauer – egal ob kurzer Ausritt oder Ganztagestour – mit nur einer Radhose abgedeckt werden?
Drei Rad-Innenhosen
Genau diese Frage hat sich der bayerische Outdoorbekleidungs-Traditionshersteller Schöffel gestellt – und zusammen mit den italienischen Radsport-Experten von Elastic Interface die Skin Pants entworfen, die ich in drei verschiedenen Ausführungen für Strecken ab zwei Stunden Fahrtdauer, ab vier Stunden Fahrtdauer sowie ab acht Stunden Fahrtdauer testen konnte. Je nach “Stufe” ändert sich die Art und Weise des Hosenaufbaus. Mit steigender Fahrtdauer wird er komplexer und funktioneller – der Mesh-Anteil und die Atmungsaktivität steigt, bei der Skin Pants 8h+ ist zudem das Sitzpolster mit drei verschiedenen Dämpfungsgraden ausgestattet (bei den anderen beiden sind es zwei) und stärker vorgeformt.
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Alle drei getesteten Hosen sind relativ dünn konstruiert. Schlaufen ermöglichen das Einhängen in Rad-Baggys bzw. weiter geschnittene Radshorts – Schöffel hat die Skin Pants also als Rad-Innenhosen konstruiert. Das merkt man auch an der Blickdichtigkeit – lässt sich die 2h-Hose durchaus auch alleine anziehen, da sie keinen Mesh-Anteil hat, ist das 4h-Modell mit Mesh-Einsätzen ausgestattet und das 8h-Modell schließlich fast komplett aus Mesh gefertigt. Damit wendet sich Schöffel mit den Skin Pants primär an Tourenfahrer und Mountainbiker, die eine Hose zum drunterziehen suchen. Rennradfahrer können maximal die 2h-Variante verwenden, mit den anderen beiden kommt man sich etwas „nackert“ vor – das sei jedoch jedem selbst überlassen. Wenn man sich wie ich eine Rennrad-Überhose drüberzieht, ist dieser “Nachteil” wieder hinfällig. Bei Schöffel werden die Hosen übrigens unter der Rubrik “Underwear” geführt.
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Unterwegs auf Kurz- und Langstrecken
Im Spätwinter herrschen geradezu ideale Testbedingungen – und ich ziehe die Skin Pant 2h+ zunächst einmal für den gut eine Stunde langen Arbeitsweg an. Bei der Skin Pants 2h+ steht ein unkompliziertes Handling an erster Stelle – was man auch sofort merkt. Im Gegensatz zu so manch anderer Radhose trägt sich die Skin Pant 2h+ sehr flexibel und leicht, das dreidimensional vorgeformte Elastic Interface ECO Max Green Forest-Sitzpolster bietet einen angenehmen, scheuerfreien Sitzkomfort. Ich merke sofort: Als unterste Schicht im Zwiebelprinzip fühlt sich diese Hose wie ihre Kolleginnen ausgesprochen wohl. Der Sitz überzeugt – denn Schöffel hat der Skin Pant in der 2h-Variante (wie übrigens auch in der 8h-Variante) Silikon-Applikationen an den Beinabschlüssen verpasst, damit die Hosen auf langen Ausfahrten nicht verrutschen. Warum die 4h+-Variante keine Silikonabschlüsse hat, wird mir indes nicht ganz klar…
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Mit der 4h-Variante wage ich mich schließlich auf eine 100 km lange Gravelrunde bei (zunächst) denkbar schlechtem Wetter. Das Wasser läuft mir beim Kragen hinein und an den Beinabschlüssen wieder hinaus – trotz Regenbekleidung bin ich nach 40 Kilometern klitschnass. Durchaus schwierige Bedingungen für eine Rad-Innenhose! Die Route führt über Stock und Stein, doch nichts scheuert und nichts wetzt, das Elastic Interface ECO X Tract Sitzpolster kann voll überzeugen. Die Skin Pants 4h+ trage ich unter einer wärmespendenden Überhose und einer Regenhose – die ich jedoch auf den finalen Kilometern ausziehen kann. Und siehe da – die Trocknungseigenschaften wissen zu überzeugen!
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
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Schließlich steht eine Langstreckenfahrt in den Bayerischen Wald auf den Programm – und damit mehrere Tage mit jeweils um die 150 Kilometer im Sattel meines Gravelbikes. Perfekt für die Skin Pants 8h+! Sofort merkt man: Hier kommt ein noch durchdachteres Sitzpolster zum Einsatz als bei den beiden anderen Hosen. Mit “Multi-Directional Curvature” bezeichnet Schöffel seine noch stärker vorgeformte Sitzeinlage – wir wagen nicht, das auf Deutsch zu übersetzen. Nur soviel, die Sitzeinlage fühlt sich großartig an. Gleich am ersten Tag steht die längste Etappe auf dem Programm – und ich bin begeistert. Die größtenteils aus Mesh bestehende Hose trägt sich auch nach vielen Stunden im Sattel federleicht, Reibestellen bleiben aus – wobei natürlich stets sinnvoll ist, sich bei Streckenlängen dieser Größenordnung die “vier Buchstaben” einzucremen, um die Fahrt noch angenehmer zu gestalten.
Arnold Zimprich
Arnold Zimprich
Fazit zu den Schöffel Skin Pants
Für mich geht Schöffels Konzept, verschiedene Innenhosen für verschiedene Tourenlängen zu nutzen, voll auf. Mit steigender Streckenlänge eine luftigere, technischere und durchdachter gepolsterte Hose zu verwenden, macht absolut Sinn. Wenn Schöffel das Konzept nun noch auf Rennradhosen überträgt, die man ohne Überhose tragen kann, sind alle meine Wünsche erfüllt!
Arnold Zimprich