Der Dropline Mid ist mein erster Schuh von Salewa. Ich konnte also unvoreingenommen und „neugierig“ an den Test herangehen. Der Hauptgrund für die Entscheidung ihn zu testen war ehrlichgesagt, dass er mit seinem eng gestrickten Obermaterial und den spacigen Features für Passform und Schutz einfach cool und interessant aussieht. Als jemand, der am Berg gern zügig unterwegs ist, wollte ich wissen, was es mit dem „Speed-Hiking-Boot“, der als Hybrid zwischen Wander- und Trailrunningschuh angelegt ist, auf sich hat.
Deshalb vielleicht kurz zu mir: Ich bin hauptsächlich zu Fuß in den Bergen in und um den Berchtesgadener Nationalpark unterwegs. Das Ganze gern auch mit einem gewissen Tempo – ohne dabei aber zu viele Kilometer im Laufschritt zurückzulegen. Bisher war ich dabei fast ausschließlich mit Trailrunningschuhen am Weg, nur in den seltensten Fällen kamen knöchelhohe Bergschuhe zum Einsatz und wenn, dann immer ein bisschen missmutig. Denn für das Plus an Stabilität muss man meist auch deutlich mehr Gewicht und härtere, weniger flexible Sohlen und weniger Bewegungsfreiheit in Kauf nehmen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Material: Polyester, Polyurethan & natürliche und synthetische Textilien
- Details: sehr leicht, hohe Stabilität, guter Grip & umfassenden Schutz, Multi Fit Footbed, Pomoca Sohle
- Einsatzbereich: Wandern (Speed-Hiking)
- Auszeichnung: Bergzeit Gewichts-Tipp 05/2021
Roman Knopf
Roman Knopf
Das erste Gefühl im Salewa Dropline Mid
Was macht man mit einem neuen Schuh, nachdem er geliefert wurde? Klar – gleich reinschlüpfen, um zu sehen wir er sich anfüllt und ob er passt. Wenn man die Schnürung in der oberen Hälfte ordentlich weitet, gleitet der Fuß trotz des hohen Schafts problemlos in den Schuh. Was die Passform angeht hat sich der Dropline Mid gleich auf Anhieb super mit meinen Füßen verstanden. Mit ihrem „Multi Fit Footbed“ bietet Salewa zudem die Möglichkeit, das Innenleben des Schuhs anzupassen. Neben dem Standard-Fußbett wird eine zusätzliche Variante für schmälere Füße mitgeliefert. Je nach Fußform und persönlicher Vorliebe kann man die Einlegesohle mit einem Klettverschluss zwischen den beiden Varianten hin- und herwechseln.
Gute Passform dank innovativer Schnürung
Das Schnürsystem wartet mit zwei Features auf. 3D-Locks im Mittelfußbereich machen es möglich den unteren und den oberen Teil des Dropline Mid unterschiedlich fest bzw. locker zu schnüren. Im Bereich um Ferse und Knöchel kommt das bei Salewa schon länger bewährte 3F-System zum Einsatz. Damit bekommt man die Möglichkeit mittels Schnürung nicht nur den Sitz an der Oberseite des Schuhs, sondern auch im Bereich der Ferse und der Sohle zu beeinflussen. Der Dropline Mid schmiegt sich aus drei Richtungen an den Fuß an und sorgt so für perfekten Sitz und Halt in und um die Ferse. Salewa nennt das „Alpine Fit“ und garantiert 100%ige Blasenfreiheit. Das kann ich aus meinem Test über die vergangenen drei Wochen bestätigen.
Bei den ersten Schritten war ich dann ein bisschen erstaunt. Ich hatte das Gefühl mit meiner Ferse sehr hoch zu stehen – überspitzt gesagt kam ich mir ein bisschen vor wie auf High Heels. Trotz der eher moderaten Sprengung von 6mm fühlte es sich so an, als stünde die Ferse deutlich höher als der Vorfuß. Die extreme Dämpfung unter der Ferse und im Mittelfußbereich nimmt zum Ballen leicht und speziell zu den Zehenspitzen hin stark ab – so ergibt sich ein quasi „bananenförmiger“ Shape der Sohle. Das sorgt dafür, dass der Schuh nach dem Aufsetzen der Ferse dynamisch nach vorne durchrollt und die Geh-Bewegung aktiv unterstützt. Wenn man sich daran erst einmal gewöhnt hat – und das geht meiner Meinung nach ziemlich schnell – ist das ein echt gutes Feeling. Meine Schritte kommen mir ein bisschen dynamischer vor. Ein Schuh, mit dem man gefühlt den ganzen Tag durch die Gegend laufen kann.
Roman Knopf
Roman Knopf
Der Salewa Dropline Mid ist leicht am Fuß
Dieses Gefühl wird durch das geringe Gewicht noch weiter verstärkt. Anfangs habe ich mir ein bisschen schwergetan, die Optik meines Dropline Mid mit seinem Gewicht in Einklang zu bringen, so leicht fühlt er sich am Fuß an. In der EU-Schuhgröße 44,5 (UK 10) bringt mein Exemplar nur schlanke 885g auf die Waage. Klar, im Vergleich zu einem High-End Trailrunningschuh sind das schon einige Gramm mehr, die der Speed-Hiker hier auf die Waage bringt aber im Vergleich zu einem gewöhnlichen Wander- bzw. Bergschuh ist er ein wahres Fliegengewicht. Mir ist auf meinen Touren jedenfalls nicht nur einmal aufgefallen, wie angenehm leicht der Schuh ist – und das trotz seines hochgezogenen Schafts.
Der hohe Schaft sorgt dafür, dass der Knöchel rundum geschützt ist. Für diesen Schutz muss man aber trotzdem nicht auf Flexibilität verzichten. Die stoß-absorbierenden Bereiche rund um den Knöchel sind mit horizontalen und vertikalen Trennlinien in kleine Parzellen unterteilt. So bleibt der Schaft flexibel und die Bewegungsfreiheit bestmöglich erhalten.
Roman Knopf
Roman Knopf
Roman Knopf
Roman Knopf
Auch mit der Pomoca Sohle hat Salewa mich überrascht. Beim ersten Blick auf das niedrige Stollenprofil kam bei mir nämlich der Gedanke auf, dass das für die ein oder andere Tour bzw. Wettersituation zu wenig sein könnte. Aber trotz der geringen Profiltiefe kann ich sagen, dass mich der Dropline Mid in Sachen Grip auf meinen bisherigen Touren noch nicht im Stich gelassen hat. Im Gegenteil: Egal ob auf Forststraßen, verwurzelten Waldwegen, im Geröll oder auf felsdurchzogenen Steigen hatte ich nie den Eindruck, mir würde es an Haftung fehlen. Auch bei Nässe und sogar im Schnee hatte ich immer ein gutes Gefühl. Der zusätzliche Vorteil, den das niedrige Profil mit sich bringt, ist eine flüssigere Abrollbewegung, die das Gehen und Laufen erleichtert. Jetzt bin ich noch gespannt, wie lange die Sohle durchhält, bevor sie abgenutzt ist.
Testfazit: Bergzeit Gewichts-Tipp
Bergzeit Gewichts-Tipp für den Salewa Dropline Mid
Das Ziel einen Hybriden aus Lauf- und Wanderschuh zu fertigen ist Salewa in meinen Augen optimal gelungen. Der Dropline Mid ist sehr leicht und komfortabel. Gleichzeitig bietet er aber hohe Stabilität, guten Grip und umfassenden Schutz. Deshalb fühlt man sich auch in anspruchsvollem Gelände pudelwohl. In Zwischenpassagen fühlt sich der Schuh auch im Laufschritt richtig gut an. Mit einem reinen Trailrunner kann er da aber dann doch nicht mithalten. Für mich und mein Anforderungsprofil ist der Schuh jedenfalls perfekt und wird mich zukünftig wohl auf beinahe jeder Bergtour begleiten, bei der es mich nicht ins hochalpine Gelände verschlägt!
Roman Knopf
Roman Knopf