Nachhaltigkeit. Ein Begriff, der einem aktuell überall begegnet und der doch ziemlich viel bedeuten kann. Auch viel in diesem Kontext diskutiert? Das Thema Reisen. Darf man das überhaupt noch? Und wenn ja, wohin? Und vor allem wie oft? Ist nachhaltig reisen ein Widerspruch in sich oder kann es doch miteinander vereinbart werden?
Glaubt man Social Media und Medien, müssen alle, die etwas von sich halten, heute möglichst viel von der Welt gesehen haben und trotzdem möglichst nachhaltig leben. Doch ist individueller Verzicht der Heilsbringer? Lässt sich damit die Klimakrise aufhalten? Die Alleinlösung ist es wahrscheinlich nicht. Aber irgendwo muss man ja anfangen und schon das Vorleben eines nachhaltigen Lebensstils kann bereits die Nächste inspirieren und so weiter und so weiter.
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Und um irgendwo mal anzufangen, starten wir heute mit dem Thema Reisen. Dabei soll es allerdings nicht nur um naturverträgliches Reisen gehen, sondern auch um sozialverträgliches. Schließlich sollte auch das menschliche Miteinander Teil einer lebenswerten Zukunft sein und gehört für mich deshalb zum nachhaltigen reisen dazu.
Wie finde ich nachhaltige Reiseanbieter und -destinationen?
Du planst Deinen nächsten Urlaub und möchtest gern darauf achten, dass Dein Reiseveranstalter oder Deine Unterkunft gewisse Standards einhält, zum Beispiel ökologische oder soziale, um deine Reise nachhaltiger zu gestalten? Dann wird Dir vielleicht schon aufgefallen sein, dass es in der Reisebranche leider keine einheitlichen Zertifizierungsstandards gibt. Sich im Dschungel der Siegel zurecht zu finden, wird schnell ziemlich schwierig. Die Nichtregierungsorganisation Global Sustainable Tourism Council hat Kriterien festgelegt für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen, an die sich zum Beispiel das Label TourCert hält. Diesem Siegel kannst Du trauen, denn es gibt strenge Vorgaben zu Klimaschutzkriterien und Menschenrechten, die auch regelmäßig überprüft werden. Auch die Siegel Travelife Gold und GreenSign sind empfehlenswert.
Ist Camping umweltfreundlicher als Hotelurlaub?
Reiseanbieter und Unterkünfte kannst Du Dir sogar ganz sparen und noch nachhaltiger verreisen, wenn Du Dich auf ein Abenteuer einlassen willst und bereit bist, gegebenenfalls auch Abstriche in Sachen Komfort hinzunehmen: indem Du campen gehst. Wenn Du nachts Dein Zelt aufschlägst, verbrauchst Du wenig Wasser und Energie, musst aber gut vorbereitet sein.
Lieber auf den Campingplatz oder abseits in der Natur? Entscheidest Du Dich für Letzteres, ist es wichtig, dass Du weißt, wo du zelten darfst und wo es verboten ist. Zum Wildcampen gibt es in allen Ländern sehr unterschiedliche Gesetze, gegen die Du nicht verstoßen solltest. Informiere Dich gut über die vorhandene Infrastruktur: Wo kannst Du Wasser und Sanitäranlagen finden? Nimm umweltschonende Seife mit, um Gewässer und Boden nicht zu belasten. Auch das Wetter spielt natürlich eine entscheidende Rolle, da es bei Sonnenschein und Wärme deutlich einfacher ist und Du auch weniger Equipment brauchst, als wenn Du auf Regenperioden eingestellt sein musst.
Sea to Summit
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Ausrüstung: Brauchst Du das wirklich?
Für einen aktiven Urlaub brauchst Du Ausrüstung, die alle Deine Vorhaben mitmacht. Falls Du sie nur für den kurzen Zeitraum der Reise benötigst, kannst Du überlegen, ob es sich anbietet, die Gegenstände auszuleihen – das spart nicht nur Ressourcen, sondern schont oft auch Deinen Geldbeutel. Die Sektionen des Deutschen Alpenvereins vermieten oft kostengünstig Material, vor allem, wenn Du dort Mitglied bist. Möchtest Du Dich lieber langfristig ausstatten, ist der Kauf aus zweiter Hand eine gute Option oder von Herstellern, die auf Nachhaltigkeit Wert legen.
Bergzeit
Es gibt aber auch Sachen, die muss oder will man neu kaufen, sicherheitsrelevante Ausrüstung zum Beispiel. Hier solltest Du keine Abstriche machen und Du musst es auch in puncto Nachhaltigkeit nicht: Damit Deine neu gekauften Schätze so wenig umweltschädlich wie möglich produziert wurden, kannst Du bei der European Outdoor Conservation Association (EOCA) vorbeischauen. Die aus Outdoor-Marken und -Medien bestehende Organisation unterstützt mit jährlichen Beiträgen die Pflege und den Erhalt wertvoller Naturschutzprojekte. Die Mission der EOCA ist es, durch kollektive Zusammenarbeit der Umwelt etwas zurückzugeben. Wenn du Produkte dieser Marken kaufst, unterstützt Du gleichzeitig die EOCA. Weiterhin helfen Dir Nachhaltigkeitslabel, Markenhersteller zu finden, die auf umweltfreundliche Produktion, faire Arbeitsbedingungen, Tierschutz und Recycling setzen. Auch bei Bergzeit gibt es viele dieser Marken zu kaufen und Du kannst die Produkte im Shop nach Nachhaltigkeitskriterien filtern.
Den Menschen vor Ort mit Respekt begegnen
Nachhaltig reisen bedeutet nicht nur, auf den Ressourcenverbrauch deines Urlaubs zu achten, sondern auch, sozialverträglich unterwegs zu sein. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass man anderen Menschen stets respektvoll begegnet. Interkulturell kann es aber passieren, dass die eigenen Gewohnheiten und Umgangsformen nicht so gut ankommen und anders verstanden werden, als man sie meint. Damit Du nicht in Fettnäpfchen trittst und Dich ungewollt respektlos verhältst, informiere Dich vorab über Dein Reiseziel. Welche kulturellen Besonderheiten gibt es dort? Gehe respektvoll mit den Sitten und Traditionen vor Ort um – dazu gehört unter anderem Bekleidung, Verhalten, Gewohnheiten, Rituale, Gesten, Essen, etc. Wenn Du Menschen fotografieren möchtest, frag vorher immer um Erlaubnis.
Auch das Geben von Trinkgeld ist eine Sache, über die Du Bescheid wissen solltest: Nicht überall wird dies als großzügige Geste verstanden, sondern kann sogar beleidigend sein. Selbst die Höhe des landesüblichen Trinkgelds unterscheidet sich stark. Heilige Stätten solltest Du als solche respektieren und Dich an die dort geltenden Regeln halten. Zu guter Letzt noch etwas zur Verständigung, die mitunter durchaus schwierig sein kann: Nicht alle Einheimischen sind genau auf Deine Sprachkenntnisse eingestellt. Lerne die wichtigsten Sätze in der Landessprache oder sei anderweitig darauf vorbereitet, Dich verständlich zu machen, sei es nur mit einer Übersetzungsapp.
Rücksicht auf die Natur vor Ort nehmen
Auch bei diesem Tipp geht es darum, gut informiert zu sein – diesmal aber in Bezug auf Flora und Fauna vor Ort. Gibt es geschützte Tiere und Pflanzen, auf die man besonders Acht geben sollte? Sind Attraktionen mit Tieren frei von Tierquälerei? Das kann mitunter schwierig herauszufinden sein, aber im Zweifelsfall lieber meiden. Ein großer Punkt, um nicht zur Naturverschmutzung vor Ort beizutragen, ist das richtige Entsorgen von Müll. Egal ob auf dem Berg oder am Strand, lass Deinen Müll nirgends liegen, sondern packe ihn ein und entsorge ihn dort, wo es sachgerecht möglich ist. Das gilt auch für Essensreste – in höheren Lagen verrotten sie extrem langsam und je nach Tierwelt vor Ort können sie Wildtiere anlocken. Deshalb auch Essensreste nicht einfach liegen lassen, sondern wieder mitnehmen und an geeigneten Stellen wegschmeißen.
Bergzeit
Fazit
Ein respektvoller Umgang mit Deiner Umwelt ist immer gut, egal ob unterwegs oder zuhause. Und individuelles Verhalten ist Pionierarbeit für den angestrebten gesellschaftlichen Wandel. Dass es damit nicht getan ist, wissen wir alle. Meist folgt nach dem ersten Schritt aber schon der zweite und wenn Du Dich vielleicht schon für nachhaltiges Reisen einsetzt, dann im nächsten Schritt für weitere Veränderungen in unserer heutigen Gesellschaft.
Du hast noch mehr Ideen oder selbst schon Erfahrungen mit dem nachhaltigen Reisen gemacht? Dann lass alle teilhaben und schreibe einen Kommentar!
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