Inhalt
- Tipp 1: Plastik beim Einkaufen vermeiden
- Tipp 2: Proviant richtig verpacken
- Tipp 3: Nutze Mehrwegbehälter
- Tipp 4: Nimm Müll mit nach Hause - auch organischen!
- Tipp 5: Lokal essen & einkehren
- Tipp 6: Kaputte Ausrüstung wieder einpacken
- Tipp 7: Geschäftliche Hinterlassenschaften
- Tipp 8: Bellos Business
- Tipp 9: Praktisches für Mehrtagestouren
- Tipp 10: Vermeide Sondermüll
- Tipp 11: Mikroplastik bei An- und Abreise vermeiden
- Biologische Abbaudauer: Was braucht wie lange?
- Zammrama: Lohnende Müllsammelaktionen in den Bergen
„Umsichtig, naturverträglich und mit voller Leidenschaft in den Bergen unterwegs!“ sein, heißt das jüngste Motto der Zugspitz Region. Das Tölzer Land lädt 2021 mit der Kampagne „Naturschutz beginnt mit Dir“ dazu ein, sich rücksichtsvoll in und durch die Natur zu bewegen. Zwei Beispiele, die zeigen, wie wichtig es immer mehr Tourismusregionen ist, Verantwortung rund um Schutz und Erhalt von Umwelt und Natur zu zeigen.
Was auf den Gipfel gebracht wird, kommt auch wieder mit herunter.
Dabei sollte noch in den 60er Jahren „der ordentliche Bergsteiger“ laut Anleitung zum Umweltbewusstsein „seinen Müll tief vergraben. Glas zerstößt er zu kleinen Scherben. Und Blechdosen tritt er erst platt und versteckt sie dann unter Steinen!“ Gut, dass seit den 70ern die Regel Nummer eins heißt: Müll hat in der Natur nichts verloren. Hinterlasse jeden Platz so, wie du ihn vorgefunden hast – oder besser: Was auf den Gipfel gebracht wird, kommt auch wieder mit herunter.
Bergzeit
Doch Fakt ist, ob im Park nebenan, auf dem Weg zur Almhütte oder im Everest Base Camp: Zunehmend mehr Wanderer, Neueinsteiger im Outdoor- und Bergsport und Ausflugsgäste betrachten die Berge als Vergnügungspark. Sie missachten Verhaltensregeln, sind achtlos, oft auch unwissend und zerstören damit sensible Ökosysteme. Doch es geht nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wer seine Umwelt respektvoll behandeln will, fängt bei sich selbst an. Hier unsere zehn besten Tipps zur Müllreduktion im Bergsport.
Tipp 1: Plastik beim Einkaufen vermeiden
Plastik verbraucht wertvolle Ressourcen und ist als Müll Umweltkiller. Daher vermeiden bewusste Verbraucher schon beim Einkauf Plastik und Verpackungen. Das geht, wenn Du Unverpackt-Läden bevorzugst, Gemüse/Obst lose einkaufst, Glas statt Plastik- und Folienverpackungen und Mehrwegverpackungen oder Vorratsbehälter statt Einwegverpackungen wählst.
Tipp 2: Proviant richtig verpacken
Statt Brote, Obst, Gemüse und Snacks in Alu- oder Frischhaltefolie zu packen, bieten sich Bienenwachstücher (gibt es auch als Rolle), Stoffbeutel und Brotzeittüten aus Papier/Butterbrotpapier an. Letztere haben erst nach mindestens dreimaliger Benutzung einen besseren ökologischen Fußabdruck als die Plastiktüte. Wer auf Frischhaltetüten schwört, bekommt auch wiedervendbare: Sie sind waschbar, mehrmalig zu gebrauchen oder sogar kompostierbar. Anbieter gibt es zahlreiche, sie nutzen dafür etwa Biokunststoffe, solche ohne Mikroplastik, etwa auf Basis von Kartoffelstärke. Wer auf die praktischen Ziploc-Bags steht, sollte sie mehrfach benutzen, allerdings gehen billige oft schneller kaputt. Nichts von alldem sollte nach Gebrauch in der Natur oder Hütten-Mülleimern landen.
Primus
Tipp 3: Nutze Mehrwegbehälter
Ideal, wer zu Hause die Wanderung so vorbereitet, dass gleich gar keine Verpackung mitgeht. Die Einstoffverpackung aus Polypropylen (PP) des Schokoriegels, der Tüte mit den Snacks/Nüssen usw. verschwindet für den Recyclingkreislauf im gelben Sack. Sie sind derart reißfest, zudem beschichtet, dass die Zersetzung in Mikroplastik in der Natur mehrere Jahrzehnte braucht.
In Ordnung sind Vesperboxen aus Plastik, wenn sie ausreichend lange im Einsatz sind. Und klar, dass ihr Inhalt nicht extra mit Frischhaltefolie verpackt sein muss. Brotzeitboxen aus Edelstahl, Alu, Bambus, diversen Holz- und recycelten, teils auch kompostierbaren Materialien bekommt man sogar mit speziellen „Trennwänden“, damit sich innen ja nichts vermischt. Praktisch für unterwegs sind Mehrweg-Trinkbecher, Isolierflaschen aus Alu, Stahl, Glas und BPA-freie Mehrweg-Gefäße.
Tipp 4: Nimm Müll mit nach Hause – auch organischen!
Und klar: Verpackungen von Trekking-Mahlzeiten oder Schokoriegeln, aber auch Brozeitreste und Obstschalen landen nach Gebrauch im Drecksack und später im (Rest-)Müll.
Die Schalen von Bananen, Kiwis & Co können, wenn sie keine Bio-Ware sind, mit Schadstoffen belastet sein und brauchen lange bis sie verrotten. Das belastet die Umwelt und ist für die meisten Tiere ungenießbar bis giftig.
Klebeetiketten daran sorgen dafür, dass sich Mikroplastik im Boden anreichert und es mehrere Menschenleben lang dauert, bis es gar nicht mehr nachweisbar ist. Wie jede Art von Plastikabfall stören sie das Gleichgewicht des Bodens rund um seine organischen Stoffe, die er abgibt und aufnimmt.
Immerhin braucht eine PET-Flasche bis zu 1.000 Jahre bis sie zerfällt! Dann allerdings nur in nicht sichtbares Mikroplastik, das immer mehr in die Nahrungskette des Menschen eindringt.
estutnichtweh.org
Tipp 5: Lokal essen & einkehren
Wer lokale Anbieter unterstützt, auf bewirtschafteten Almhütten, bei Sennern oder in Berggasthöfen einkehrt bzw. nächtigt, genießt meist nicht nur hausgemachte und regionale Mahlzeiten von hoher Qualität. Er bzw. sie hilft auch, Müll zu vermeiden. Und klar: Eigener, mitgebrachter Müll wandert wieder mit ins Tal hinab. Es sei denn, die Besitzer erlauben es ausdrücklich, eine kleine Menge dazulassen.
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Tipp 6: Kaputte Ausrüstung wieder einpacken
Eigentlich selbstverständlich: Wenn Dir unterwegs der Schuh, der Rucksack oder die Sonnenbrille kaputt gehen sollten, nimmst Du sie natürlich trotzdem wieder mit. Dennoch scheinen das noch nicht alle Bergsportler zu wissen, denn immer wieder findet man auf Tour Sonnenbrillengläser, Stockteller oder vom Schuh abgelöste Sohlen. Der Vorteil beim Mitnehmen: Du kannst das Teil zuhause möglicherweise noch reparieren und musst nicht für teures Geld neue Ausrüstung besorgen.
Tipp 7: Geschäftliche Hinterlassenschaften
Wer hinterm Baum oder Fels in der Natur sein Geschäft hinterlässt, Taschentuch, Laub drüber, Stein drauf, produziert Müll allerunfeinster Art: Über ein Jahr lang verrotten Tempos. Feuchttücher brauchen noch länger, dünnes, einlagiges Klopapier weit kürzer.
Besser: Toiletten in Berggasthöfen, Almen und Hütten nutzen. Sind sie geschlossen und die Blase drückt dennoch, sollte die Notdurft ein gutes Stück abseits des Weges vergraben und mit Laub bedeckt werden. Besser noch, wenn Hinterlassenschaften wie auch Hygieneabfälle in einem verschließbaren Müllbeutel eingepackt, mitgenommen und später entsorgt werden.
Verantwortungsbewusste Wanderer setzen auf Pee Rags: Ein wiederverwendbares Stück Stoff, das wie ein Bandana, ein kleines Trekkinghandtuch oder ähnliches funktioniert und das sobald es möglich ist ausgewaschen wird und bis zum nächsten Einsatz außen am Rucksack trocknet.
Tipp 8: Bellos Business
Hinterlassenschaften des Hundes müssen bei Bergwanderungen von Weideflächen, Almwiesen und Co entfernt werden. Hundekot braucht circa 46 Tage, um sich bis zur Hälfte zu zersetzen. Die bei der Verrottung entstehende Wärme reicht nicht aus, um Parasiten, Krankheitserreger und Bakterien im Kot abzutöten. Was überlebt, kann für Wald- oder Almtiere tödlich und für uns Menschen gefährlich werden. Übrigens werden auch Öko-Kotbeutel, etwa aus Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln, nicht vollständig abgebaut – obwohl damit geworben wird. Daher haben auch alle Hundekotbeutel – egal wie korrekt – absolut nichts in der Natur, sondern ausschließlich im Restmüll zu suchen.
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Tipp 9: Praktisches für Mehrtagestouren
Für weniger Müll und Gewicht sorgen biologisch abbaubare Kosmetika wie Zahnputz-Tabs, Puder für Haare und Body, das mit Wasser aufschäumt zur Seife wird, zudem Shampoos und Seifen in fester Form.
Konzentrate, Nachfüllpackungen und in Papier verpackte Kosmetika helfen, Plastikmüll zu reduzieren. Reisewaschmittel aus der Tube lässt sich durch fein geriebene Kernseife ersetzen.
Übrigens: Egal wie biologisch korrekt alles ist, beim Anwenden von Seife & Co sollte zu der nächsten Wasserquelle mindestens 50 Meter Abstand gehalten werden. Denn das Ziel von uns Menschen heißt „minimum impact“ – also quasi so gut wie keine Spuren in der Natur zu hinterlassen! Wer einen einfachen, wiederverwertbaren Zuziehbeutel aus leichtem Stoff, alter Bekleidung, wasserdichten Materialien oder seinen Restbestand an Plastiktüten nützt, kann gebrauchtes Klopapier oder Damenhygieneprodukte – all das, was in den Restmüll oder recycelt gehört – duftdicht verpackt transportieren. So macht man seinen Rucksack nicht dreckig – meist die größte Angst von Trashern.
Tipp 10: Vermeide Sondermüll
Pandemiebedingt sind FFP2-Einwegmasken mittlerweile sehr oft in der Natur zu finden. Ihre schwer abbaubaren, synthetischen Materialen brauchen über 400 Jahre für ihren Zerfall! Fast ebenso lange brauchen Zigarettenstummel, die den lebendigen Boden, seine wichtige Artenvielfalt aus Organismen und Mikroorganismen, schwer gefährden.
Schon eine Kippe bringt giftiges Arsen, Blei, Kupfer, Chrom, Kadmium, Formaldehyd, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und das hoch toxische Alkaloid Nikotin in den Boden – insgesamt ein Mix aus bis zu 4.000 schädlichen Stoffen. Der im Filter enthaltene, schwer abbaubare Kunststoff Celluloseacetat liefert zudem Mikroplastik: Verseucht werden rund um die Kippe 40 bis 60 Liter Wasser. Und noch etwas: Selbst an einer Blechdose können Weidetiere elend zugrunde gehen.
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Tipp 11: Mikroplastik bei An- und Abreise vermeiden
Minimum Impact gilt übrigens auch für die An- und Abreise vom bzw. zum Wandergebiet. Wusstest Du, das der weltweit größte Anteil an Mikroplastik in der Umwelt laut Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits-, und Energietechnik von Reifen- und Straßenabrieb stammt? Zur „müllfreien Wanderung“ gehört daher auch die Planung eines umweltfreundlichen Verkehrsmittels wie Bus oder Bahn. Oder, wenn es nicht anders geht: Nutze Fahrgemeinschaften!
Biologische Abbaudauer: Was braucht wie lange?
So lange dauert es bis zum Zerfall in der Natur – abhängig von den Umweltbedingungen vor Ort wie Niederschlag, Hitze und Kälte, Wind und Reibung, Bodenbeschaffenheit und Mikroorganismen. Warum dauert in den Bergen die Verrottungszeit länger? Aufgrund Höhe, fehlender Humusschicht und eher niedrigen Temperaturen tummeln sich hier weniger Mikroorganismen, die den Zerfall fördern können.
Die wichtigsten Infos in Kürze:
Es dauert 1 bis 3 Jahre, bis eine Bananenschale in der Natur verrottet.
Hier kommt es natürlich stark darauf an, ob dünnes einlagiges oder mehrlagiges Papier verwendet wird. Der Verrottungsprozess kann aber bis zu 6 Monate dauern.
Tempos u0026 Co brauchen 1 bis 5 Jahre, bis sie verrottet sind.
Erst nach ca. 5 Jahren ist ein Kaugummi vollständig verrottet.
10 bis 20 Jahre dauert es, bis eine dünne Plastiktüte verrottet ist.
25 Jahre benötigt Alufolie, bis sie in der Natur vollständig abgebaut wurde.
Bergzeit
Weitere Infos zu Verrottungszeiten findet man z.B. bei Wanderwütig.
Zammrama: Lohnende Müllsammelaktionen in den Bergen
Als Hundebesitzerin bin ich täglich draußen, ausgerüstet mit Tüten für die Hinterlassenschaften des Vierbeiners. An fast jedem Gassitag sammle ich zusätzlich zehn Stück Müll auf – oft mehr. Denn offensichtlich funktioniert es: Dort wo kein Müll ist, wird auch weniger Müll weggeworfen. Außerdem stirbt die Hoffnung zuletzt, dass sich Menschen ändern wenn sie sehen, dass sich Müll easy aufsammeln lässt. Angesteckt habe ich schon viele. Auch Kinder sind mit Eifer dabei, freuen sich über Erfolgserlebnisse – lernen für ihre Zukunft. Auch wenn erstmal nur „1 am Tag“ gesammelt wird – Flora und Fauna profitieren und Du hast der Natur schon etwas Gutes getan. Die wichtigsten „offiziellen“ Müllsammelaktionen haben wir Dir hier zusammengestellt:
- Die Patron CleanUP Tour ist ein grenzüberschreitendes Projekt zum Erhalt der deutschen, schweizierischen und österreichischen Bergwelt. Regelmäßig werden auf der Website die neuesten Termine angekündigt.
- ValleyGreenUp – Der Naturpark Ammergauer Alpen sucht alljährlich im Herbst Freiwillige für ihre Wander- und Müllsammel-Aktion im Naturpark. In Kooperation mit der Firma Ziener und dem Traditionsverein König Ludwig Lauf e.V. werden Berge und Täler auf zahlreichen gemeinsamen Wanderungen von unliebsamen Hinterlassenschaften befreit.
- Österreichs Initiative #estutnichtweh handelt nach effektiver, einfacher Philosophie: Wer am Weg über Müll stolpert, hebt ihn auf und nimmt ihn mit. Prominente Unterstützer des Vereins sind u.a. die zweimalige Weltmeisterin und Freeride Pro Eva Walkner und die Drogeriemarktkette dm. Starter-Kit für neue Vereinsmitglieder sind Drecksackerl, Mistzangerl und Tschickdoserl. Deuter, hyphen-sports, Edelrid, Hydro Flask und die Bergschule Wandererlebnis unterstützen die Initiative.
- Der World Cleanup Day findet alljährlich im September weltweit statt. Über die Webseite kann man Termine in seiner Nähe finden oder auch selbst eine Aktion anmelden.
- Plogging ist ein Mix aus Jogging und Plocka upp, das schwedische Wort für Aufsammeln. Wer bei seiner Trailrunning-, Walking-, Jogging-Runde Müll einsammelt und ihn anschließend fachgerecht entsorgt, wird zum Plogger. Aus dem umweltbewussten Sport nach einer Idee des schwedischen Umweltaktivisten Erik Ahlström, sind Plogging-Gruppen und –Events entstanden, immer mehr Gleichgesinnte und auch Jugendliche in Deutschland machen bei dieser Bewegung mit. Go Plogging gibt’s auch als App.
Räume nicht nur in den Bergen auf, sondern auch in Deinem Schrank!
Die Outdoor-Kleidung in Deinem Schrank, die Du kaum noch trägst ist eigentlich noch gut? Dann halte sie im Benutzungs-Kreislauf – und gib sie weiter! Denn mit jedem Kleidungsstück, dass Du in Gebrauch hältst, schonst Du Ressourcen und sparst CO2 ein, weil dieses Kleidungsstück nicht neu produziert werden muss. Wie das geht? Das ist einfach und dauert nicht länger als zwei Minuten:
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