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Sind die Motten schuld?

Löcher in Merinowolle: So kannst Du vorbeugen

5 Minuten Lesezeit
Abrieb, falsche Pflege, vorgeschädigte Fasern und auch Mottenfraß können bei Funktionsbekleidung aus Merinowolle für Schäden sorgen. Materialexpertin Monika Rausch erklärt warum – und was Du vorbeugend tun kannst.
🐑 Das Wichtigste in Kürze
  • Löcher in Merinokleidung entstehen durch Faserbruch, Abrieb, falsche Pflege oder Mottenfraß.
  • Vermeide Kontakt mit rauen Oberflächen und scharfen Kanten.
  • Achte beim Waschen auf das richtige Waschmittel, vermeide Reibung und verwende keinen Trockner.
  • Schütze Deine Merinokleidung im Schrank vor Mottenbefall.
  • Eine Materialmischung mit Kunstfaser kann die Haltbarkeit verbessern.

Merinowolle hat über die letzten Jahre hinweg in allen Bereichen von technischer Outdoorbekleidung Einzug gehalten. Die smarte Naturfaser stellt mit ihren fantastischen natürlichen Eigenschaften viele synthetische Fasern in den Schatten. Was die Natur der Merinofaser an Vorteilen mitgegeben hat, muss bei Kunstfasern durch mechanische Prozesse oder chemische Ausrüstung erzielt werden. Sei es Wärmerückhaltevermögen, Feuchtigkeitsregulation, Elastizität oder geruchshemmende Eigenschaften.

👉 Mehr über Wolle erfährst Du in unserem Beitrag Merinowolle: Vorteile und Eigenschaften der Wollfaser.

Merinowolle hat jedoch auch einige wenige, natürliche Schwächen gegenüber synthetischen Fasern. Eine davon ist die Haltbarkeit und Strapazierfähigkeit. Eine achtsame Handhabung und die richtige Pflege können helfen, Löchern in Merinowolle vorzubeugen.

Warum ist Merinowolle so anfällig für Löcher?

Der molekulare Aufbau aus dem Strukturprotein Keratin, die schuppige Oberfläche und der feine Faserdurchmesser (bei körpernaher Merinobekleidung und Unterwäsche meistens 17,5 bis 19 Mikron) sind für die fantastischen Eigenschaften von Merinowolle verantwortlich.

Ein Stoff aus reiner Merinowolle mit hoher Feinheit hat jedoch genau aus diesem Grund naturgemäß eine geringere Abriebfestigkeit als ein Kleidungsstück aus gemischten Fasern oder aus 100 Prozent synthetischen Polyester- oder Nylonfasern.

Ein Loch kommt selten allein - jedenfalls bei Merinowolle.

Franziska v. Treuberg

Ein Loch kommt selten allein – jedenfalls bei Merinowolle.


Hinzu kommt: Merinowolle besteht aus kurzen Einzelfasern, die erst im Verbund ihre Stabilität erhalten, also durch das Spinnen zu einem Faden. In einem Merinoprodukt stecken demnach Millionen Einzelfasern. Aus diesem Grund ist eine Qualitätskontrolle bei Merinowolle technisch eingeschränkter möglich als bei synthetischen Fasern. Letztere sind Endlosfasern mit sehr glatter Oberfläche, die bereits vor dem Weben exakt auf ihre Dicke und Beschaffenheit kontrolliert werden können.

Aufgrund natürlicher Schwankungen der Schurwolle, die bei jedem Naturmaterial vorkommen, kann es also trotz sorgfältiger Qualitätskontrollen des Rohmaterials dazu kommen, dass vorgeschädigte Fasern ihren Weg ins Endprodukt finden. Kommt es dadurch zu einem Faserbruch, entstehen Löcher.

Materialmix mit Kunstfaser

Um die Strapazierfähigkeit der Merinowolle zu erhöhen, setzen viele Hersteller von Merinobekleidung auf Fasermischungen. Die Beimischung von synthetischen Fasern zu Merinowolle kann die Haltbarkeit generell und die Abriebfestigkeit der Außenseite im Besonderen erhöhen. Besonders wenn bei einem Doppelstrick die synthetische Faser auf der Außen- und das Merino auf der Innenseite liegt.

Doppelstrick-Stoffe ermöglichen einen klugen Materialmix: Innen sorgt Merinowolle für Komfort und Funktionalität, außen schützt Polyester die feinen Fasern vor Abrieb.

Monika Rausch

Doppelstrick-Stoffe ermöglichen einen klugen Materialmix: Innen sorgt Merinowolle für Komfort und Funktionalität, außen schützt Polyester die feinen Fasern vor Abrieb.


Doppelstrick-Stoffe ermöglichen einen klugen Materialmix: Innen sorgt Merinowolle für Komfort und Funktionalität, außen schützt Polyester die feinen Fasern vor Abrieb.

Franziska v. Treuberg

Fadenzieher: Materialschäden durch mechanische Einwirkung führen früher oder später zu Löchern in der Merinowolle.


Löcher in Merinowolle durch Abrieb vermeiden

Durch ihre naturgemäß geringere Abriebfestigkeit sind insbesondere feinere Merinoprodukte anfällig für mechanische Einwirkungen von außen. Bei angemessenem Gebrauch kannst Du Materialschäden dennoch verhindern. So schützt Du Dein Produkt vor direktem Abrieb:

  • Trage ein feines Merino-Shirt als Unterwäsche und darüber eine weitere Materiallage (zum Beispiel ein Funktionsshirt oder eine Fleecejacke).
  • Vermeide Kontakt mit sehr rauen Oberflächen oder scharfen Kanten – zum Beispiel Klettverschlüsse oder Gurtschnallen (Rucksack, Gürtel). Infolge der Reibung kann die Materialoberfläche stark geraut sein und es können an den beanspruchten Stellen Löcher im Merino-Stoff entstehen.

Pflegeschäden verhindern: Worauf ist beim Waschen zu achten?

Beachtest Du beim Waschen einige wenige aber wichtige Grundregeln, kannst Du die Lebensdauer Deiner Merinoprodukte verlängern und Materialschäden vermeiden.

1. Reibung vermeiden

  • Vermeide unnötige mechanische Reibung. Das Wollprogramm der Waschmaschine beansprucht den Stoff in der Regel weniger als eine Handwäsche!
  • Schließe alle Reißverschlüsse, Klettverschlüsse, Haken und Knöpfe der kompletten Waschladung sorgfältig. Drehe Kleidungsstücke mit Verschlüssen auf links.
  • Wasche empfindliche Merinowäsche gegebenenfalls getrennt.
  • Ein Waschsack schützt vor Reibung und Kontakt – vor allem mit Klettverschlüssen.
Mit dem richtigen Waschmittel kannst Du Löcher in Merinowolle vermeiden und die Langlebigkeit Deiner Merinoprodukte erhöhen.

Valentin Rapp

Mit dem richtigen Waschmittel kannst Du Löcher in Merinowolle vermeiden und die Langlebigkeit Deiner Merinoprodukte erhöhen.


2. Keine enzymhaltigen Waschmittel verwenden

Waschmittel mit dem Enzym Protease können die Eiweißmoleküle des Keratins aufspalten. Sie führen zum Aufquellen und zu Schäden an der Merinofaser. Diese Enzyme sind leider zum Teil auch in ausgewiesenen Wollwaschmitteln enthalten, da diese meist für gröbere Wollfasern gedacht sind.

  • Achte auf die Inhaltsstoffe! Spezielle Funktionswaschmittel für Merinowolle mit neutralem PH-Wert enthalten (meist) keine Protease und reinigen die Wollfaser schonend.
  • Vermeide außerdem Bleichmittel und verwende keinen Weichspüler.

3. Schonend trocknen

  • Merinowolle gehört nicht in den Trockner! (Außer es ist explizit auf dem Pflegeetikett vermerkt)
  • Nicht auswringen.
  • Am besten zum Trocknen flach auslegen.

Eine vollständige Waschanleitung mit weiteren wichtigen Tipps und No-Gos bei der Pflege von Merino findest Du in unserem Beitrag zum Thema „Merinowolle waschen: Schonwäsche oder normal?“

Jetzt lesen

Eine typische Eigenheit von Merinostoffen – besonders von Strickware – ist, dass nach der ersten Wäsche auf der Materialoberfläche gleichmäßig kurze Faserenden abstehen. Das sieht aus wie ein leichter Flaum, verändert sich im weiteren Gebrauch nicht weiter und stellt keinen Materialschaden dar.

Mottenfraß vorbeugen

Die Larven der Kleidermotte ernähren sich von dem in Wolle enthaltenen Protein Keratin. Wenn also Dein Merinoprodukt länger unbenutzt im Schrank liegt, muss es – ebenso wie Omas selbstgestrickter Wollpulli – vor Mottenbefall geschützt werden. Das klappt so:

  • Mottenschutz: Greife auf natürliche Mittel wie Zedern-, Niembaum- und Zirbelkieferholz zurück. Diese Hölzer haben einen hohen Anteil an ätherischen Ölen. Auch das gute alte Lavendelsäckchen erzielt die gewünschte Wirkung, ebenso wie Thymian oder Rosmarin. Die klassische chemische Mottenabwehr enthält oft gefährliche Nervengifte.
  • Waschen: Wasche Merinoprodukte vor dem längeren Lagern grundsätzlich, da Motten auch von Hautrückständen und Körperfetten angezogen werden.
  • Lüften: Regelmäßiges Lüften von Kleidern und Schränken hilft ebenfalls, um Motten vorzubeugen.
Typische Mottenlöcher in einer Merinostrickware.

Monika Rausch

Typische Mottenlöcher in einer Merinostrickware.


Typische Mottenlöcher in einer Merinostrickware.

Franziska v. Treuberg

Sind die Löcher bereits in der Merinowolle, dann hilft nur noch eines: stopfen.


Fazit

Löcher in Merinobekleidung kommen sehr häufig vor und können unterschiedliche Ursachen haben. Wenn Du Deine Merinosachen beim Waschen sorgfältig behandelst, auf ein enzymfreies Waschmittel achtest und direkte Reibung durch Rucksackschnallen und Co. vermeidest, hast Du die wichtigsten Tipps zum Vorbeugen von Materialschäden berücksichtigt.

Wenn es trotzdem zu Löchern kommt, bedenke: Merinowolle ist ein Naturmaterial, das natürlichen Schwankungen unterliegt. Aber gerade als solches schätzen wir es ja so sehr.

Hast Du Fragen oder Tipps zum Thema Löcher in Merino-Bekleidung? Dann ab damit ins Kommentarfeld. Wir freuen uns auf Deinen Beitrag!

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