Lyocell ist eine Regeneratfaser aus Zellulose. Die Kunstfaser auf Basis natürlicher Rohstoffe wird von der österreichischen Lenzing AG unter dem Markennamen Tencel® vertrieben und aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen. Doch was genau steckt hinter dieser umweltfreundlichen Faser und wo liegen die Vor- und wo die möglichen Nachteile?
Was ist Tencel bzw. Lyocell?
Tencel ist der Markenname der Firma Lenzing AG für die seidenartige Kunstfaser Lyocell. Die Regeneratfaser wird aus Holz, unter anderem Eukalyptus- und Buchenholz, gewonnen. Die Fasern sind sehr robust, abriebarm, weich und glatt und sie wirken kühlend.
Wie wird Tencel hergestellt?
Tencel bzw. Lyocell besteht aus Zellstoff, der zunächst vom Rohstoff Holz gelöst werden muss. Damit das gelingt, werden kleine Holz-Schnipsel eingeweicht. Der Zellstoff wird dann mit dem für die Natur ungiftigen Lösehilfsstoff N-Methylomorpholin-N-osid-Monohydrat (NMMO) und mit Wasser vermischt. Anschließend wird diese Masse luftdicht erhitzt, um das Wasser wieder zu entziehen. Es entsteht eine Spinnlösung, die dann durch Düsen gepresst wird. In einem Spinnbad entstehen dann die Lyocell-Fasern.
Lenzing AG
Umweltverträgliche Produktion
Lyocell ist ein industriell aber ökologisch hergestellter Stoff, der aus Holz gewonnen wird. Dieses Holz stammt aus kontrolliert nachhaltiger Forstwirtschaft und wächst sehr schnell. Eine künstliche Bewässerung ist nicht nötig und auch auf Pestizide kann weitgehend verzichtet werden. Dadurch wird im Herstellungsprozess der Fasern wesentlich weniger Wasser verbraucht (nur ein Zwanzigstel) als bei konventioneller Baumwolle.
Ten Tree
Darüber hinaus gilt die Herstellung der Lyocell-Fasern auch deshalb als sehr umweltverträglich, weil der für die künstliche Produktion verwendete Lösehilfsstoff biologisch abbaubar ist.
Für diesen fast geschlossenen Produktionskreislauf wurde die Firma Lenzing AG mit dem „European Award for the Enviroment” der Europäischen Union ausgezeichnet.
Welche Vorteile hat Lyocell?
Tencel- bzw. Lyocell-Fasern haben einige Vorteile. Die sogenannte Fibrillenstruktur (kleine Haare) zeichnet sich durch einen ausgezeichneten Feuchtigkeitstransport aus. Das bedeutet, dass die kleinen Härchen die Feuchtigkeit schnell von der Haut wegleiten. Dadurch wirken die Fasern bei kalten Temperaturen wärmend und bei Hitze kühlend. Das hat den Vorteil, dass die Körpertemperatur beim Sport annähernd konstant gehalten werden kann.
Laut elektromikroskopischen Untersuchungen kann Tencel 50 Prozent mehr Feuchtigkeit bzw. Schweiß aufnehmen als Baumwolle und ist zudem wesentlich atmungsaktiver. Lyocell-Fasern sind außerdem für ihr geringes Bakterienwachstum bekannt. Daher eignen sich die weichen, seidenartigen Fasern besonders gut für Allergiker.
Was hat Merino mit Tencel am Hut?
Tencel eignet sich besonders gut für Outdoorbekleidung. Die mikrofeine Faserstruktur der Lyocell-Faser kann Feuchtigkeit rasch und kontrolliert aufnehmen und nach außen abgeben. So bleibt die Oberfläche der Faser trocken und Stoffe mit Lyocell wirken kühlend, anstatt sich unangenehm nass anzufühlen.
Auch die natürliche Merinowolle kann dank ihrer kräuseligen und äußerst feinen Faserstruktur eine große Menge an Feuchtigkeit aufnehmen und sie sorgt ebenfalls für eine trockene Oberfläche. Beide Materialien, Tencel und Merino, bilden von Natur aus – vor allem wegen dieser feuchtigkeitsarmen Umgebung – keine Bakterien. Somit bleibt Sportwäsche auch nach langem Tragen weitgehend geruchslos. Hersteller wie Ortovox oder Icebreaker kombinieren daher bereits seit einiger Zeit die tollen Eigenschaften von Merinowolle und Tencel.
Icebreaker
Durchdachter Material-Mix
Die Mischung macht’s! Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass das Mischgewebe Merino & Lyocell bzw. Tencel um 20 Prozent kühlender wirken als T-Shirts aus reiner Merinowolle.
Bekleidung aus der Serie Icebreaker Cool-Lite oder Ortovox Merino Cool nutzen die natürliche Regulierung der Körpertemperatur durch die Verdunstungskälte. Das macht sich vor allem beim Sport bei hohen Temperaturen bemerkbar. Die Funktionskleidung aus dem natürlichen Mischmaterial sorgen für eine maximale Belüftung, eine optimale Bewegungsfreiheit und für eine weiche, seidige Passform.
Nachteile von Lyocell-Fasern
Da Lyocell nur von einem einzigen Unternehmen produziert wird, ist die Faser recht wenig verbreitet und wird häufig im Mischgewebe verwendet. Zudem ist die Produktion von Tencel relativ aufwändig und teuer.
Bekleidung aus Tencel waschen
Für die Sportkleidung ist Lyocell bzw. Tencel – neben den oben genannten Eigenschaften – auch deswegen so beliebt, weil die Sporthosen und Trainingsshirts so robust, abriebarm und lange haltbar sind. Die Funktionswäsche kann bis 60° Celsius in der Waschmaschine gewaschen und in den Trockner gesteckt werden. Es sei denn, es steht ausdrücklich auf der Waschanleitung, dass das nicht getan werden sollte.
Tencel: kurze Übersicht aller Infos
- Name: Tencel ist der Markenname der Firma Lenzing AG für die Kunstfaser Lyocell.
- Ursprung: Lyocell wird aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gewonnen. Bei der Produktion wird der Zellstoff in einem umweltverträglichen Prozess gelöst und anschließend zu Fasern versponnen.
- Nachhaltigkeit: Durch ihre natürliche Herkunft aus schnell nachwachsendem Eukalyptusholz und aufgrund ihrer Herstellung in einem beinahe geschlossenem Kreislauf gilt Tencel als besonders umweltfreundlich.
- Vorteile: robust, atmungsaktiv, temperaturregulierend, abriebarm, lange haltbar, weitgehend geruchlos, weich
- Nachteil: teure Produktion
- Verwendung: Da Textilien aus Tencel bzw. Lyocell sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen können, kühlend wirken und sich seidig weich auf der Haut anfühlen, wird Tencel eingesetzt für: funktionelle Sportbekleidung (bei denen Bewegungsfreiheit und Tragekomfort eine große Rolle spielen), Bettwäsche, Hautpflege (Cremes für Frauen), Baby-Wischtücher, in der Automobilbranche (Sitzbezüge, Teppiche, Kunststoffteile), Produkte für Haus & Landwirtschaft (z. B. Aufleitschnüre, Handtücher, Matratzen, etc.).
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