Körperliche Verausgabung und das Gipfelsammeln sind bei Aufenthalten in den Südtiroler Bergen ohne Zweifel sehr wichtig. Für das leibliche Wohl gilt jedoch das gleiche: Wer schleppt schon gerne Proviant im ohnehin schon schweren Rucksack auf den Berg, wenn auf den Bergen und im Tal Jausenstationen, Pizzerien, Buschenschenken, Berghütten und Gasthöfe allerlei Köstlichkeiten der Südtiroler Küche anbieten? Bergzeit Autorin Sabine Dettling ist ausgewiesene Südtirol-Kennerin – und stellt in ihrer vierteiligen Artikelserie die schönsten kulinarischen Wanderungen um Meran vor. Los geht es mit diesem Überblicksartikel zu den Südtiroler Spezialitäten.
Südtiroler Spezialitäten – von Knödel bis Mueß
„Südtirol hat ein viel wärmeres Klima und demgemäß auch edlere Früchte als Nordtirol. […] Südtirol liefert vortreffliches Obst, süßen Wein und sogar edle Südfrüchte“, urteilte schon Josef Anton Moshamer im Geographisch-ethnologischen Welt-Panorama von 1844. „Was die Mahlzeiten anbetrifft“, schreibt Ferdinand Gustav Kühne in Europa: Chronik der gebildeten Welt von 1873, „so sagt ein altes Sprüchwort: ‚Knödel, Nudl, Mueß und Blente sind die vier Tiroler Elemente‘, und, wenn irgendwo, bewahrheitet sich dies in der Gegend von Meran, wo Mueß und Knödel die tägliche Kost der arbeitenden und dienenden Klasse ausmachen.“ Der „Mueß“ wird aus Maismehl, Milch oder Wasser zubereitet, der Blent entweder aus Maismehl (Weißblent oder Gelbe Plentn) oder aus Buchweizenmehl (Schwarzblent).
Das Nationalgericht der Südtiroler sind hingegen Knödel in den verschiedensten Variationen wie Käseknödel, Speckknödel, Spinatknödel, Brennesselknödel, Rohnenknödel, Pressknödel, Kräuterknödel, Laugenbrotknödel oder schwarzplentene Knödel. In der Burgkapelle von Hocheppan zeigen Fresken aus dem Jahr 1180 eine am Herd stehende Knödelesserin. Den italienischen Einfluss spiegeln Pizza, Pasta und Co. wider – es ergibt sich also eine Mischung aus bodenständiger Kost und italienischen Teiggerichten, die im Alpenraum wohl einzigartig ist. Warum also nicht die kulinarischen Highlights mit den traumhaften Südtiroler Wanderwegen verbinden?
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Drei Wanderungen zu den kulinarischen Highlights Südtirols
Im folgenden stellen wir drei Wander- und Bergtouren vor, die vielerlei kulinarische Spezialitäten Südtirols mit dem Erlebnis von Bergnatur und -landschaft vereinen.
1. Von Lana nach St. Hippolyt
Die erste Wanderung „Von Lana nach St. Hippolyt“ ist mit 18,5 Kilometern Strecke zwar relativ lang, aber ohne jede Schwierigkeit; dies erst recht, wenn die ersten Höhenmeter nicht faul, sondern schlau im Bus zurückgelegt werden. Die Tour führt durch das sonnige Obst- und Weinland zwischen Meran und Bozen. Wir wandern von Lana an der Etsch hinauf zum malerisch gelegenen Völlan, vorbei an der uralten Jausenstation Obertalmühle in Tisens hin zum idyllisch gelegenen Buschenschank Hofstätterhof und über den Jakobsweg bis zum Kirchlein mit Aussicht, St. Hippolyt. Anschließend geht es zurück nach Lana.
2. Über die Kuhleitenhütte zum Ifinger hoch über Meran
Tour Nummer zwei „Über die Kuhleitenhütte zum Ifinger hoch über Meran“ spielt da schon in einer anderen Liga. 1.278 Höhenmeter sind auf einer Strecke von 16,6 Kilometern zu bewältigen. Gleich drei Gipfel liegen auf dem Weg, die bei entsprechender Witterung eine tolle Aussicht bieten. Start der Bergtour ist der Parkplatz von Falzeben hoch über Meran, und die ersten beiden Ziele sind der Kleine und der Große Ifinger. Auf dem Weg hinüber zu Gipfel Nummer drei, dem Plattinger, wartet das Alpengasthaus Kuhleitenhütte auf Gäste. Am Rückweg Richtung Falzeben bieten gleich zwei Almen – die Waidmann-Alm und die Moschwald-Alm – Gelegenheiten für eine wohlverdiente Pause.
3. Über den Mendelpass ins Trentino
Die dritte Wanderung „Über den Mendelpass ins Trentino“ ist 25 Kilometer lang, ein kühler Tipp für heiße Sommertage und ideal für Liebhaber von Streckenwanderungen. Sie führt entlang des Mendelsteigs vom Startpunkt an der Mendelbahn-Talstation in Kaltern durch dichten und geschichtsträchtigen Wald hinauf zum Mendelpass. Am Höhenweg zwischen der Mendel und der Malga di Romeno liegen neben einigen Aussichtspunkten gleich zwei Hütten, die Enzian- und die Halbweghütte. Zwischen der Alm am Fuße des Monte Roen und dem Dörfchen Amblar im oberen Nonstal liegt fast ausschließlich dunkler Wald, und auch der Rückweg zur Bergstation der Mendelbahn schlängelt sich durch zauberhafte Wälder. Die Mendelbahn hilft, sehr schnell hinunter zum Gasthaus Eggbauer zu kommen, um den Tag bei einem wohlverdienten Abendessen epochalen Ausmaßes ausklingen zu lassen.