Durch die steigenden Preise für die Mobilität mit dem Auto fragen wir uns zu Recht, welche tatsächlich konkret umsetzbaren Alternativen wir für unseren Bergsport und die dafür notwendige Mobilität haben. Natürlich lässt uns auch der Klimawandel nach anderen Möglichkeiten suchen. Denn uns allen ist klar: Die öffentliche Anreise in die Berge ist klimafreundlicher.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Das Auto ist natürlich sehr bequem und man ist zeitlich absolut flexibel und ungebunden. Außerdem ist die Recherche für die Öffis-Anreise doch manchmal etwas aufwendig oder kompliziert. Zugegeben: Da muss man sich schon ein bisschen motivieren. Um mit dem Zug oder Bus zum Klettergebiet zu fahren, braucht es also Infos bzgl. der zeitlichen Taktung der Verbindungen und man schaut am besten schon vorher nach den Rückfahrtmöglichkeiten. Fazit: Man plant den Tagesablauf definitiv genauer als sonst.
Die Vorteile öffentlicher Verkehrsmittel
Hier soll dieser Artikel etwas Hilfe leisten und motivieren, es ab und zu auch mal ohne Auto zu versuchen. Auf der Fahrt im Zug lässt es sich übrigens noch wunderbar im Kletterführer schmökern oder frühstücken. Später am Abend lässt man den Tag gemütlich ausklingen und mit den Kletterpartnern Revue passieren. Gruppentickets oder auch das 9€-Ticket im Sommer 2022 machen das Ganze preislich besonders attraktiv!
Die Kletterausrüstung muss natürlich mit zum Fels, aber meistens hat man ja sowieso einen kurzen oder auch etwas längeren Zustieg vom Autoparkplatz bis zur Kletterwand bzw. bis zum Einstieg der Route. Da macht der Weg vom Bahnhof oder der nächsten Bushaltestelle dann gar nicht mehr so viel aus. Zum Transport bietet sich dann ein Kletterrucksack an – hier gibt es geräumige Modelle, in denen man den Kram für den ganzen Klettertag unterbringt, inkl. Verpflegung und Getränke. Am Transport der Kletterausrüstung sollte also die öffentliche Anreise nicht scheitern.
- Tipp: Wird der Platz im Rucksack doch mal knapp, kannst Du für längere Gehstrecken Deinen Gurt schon mal anziehen. Auch können viele Gegenstände, wie Kletterschuhe und Hartware, außen am Rucksack festgemacht werden.
Klettergebiet #1: Krettenburg
Die Krettenburg ist ein großes Klettergebiet westlich vom Spitzingsee. Der südlich ausgerichtete, ca. 250 Meter lange Felsriegel bietet 120 Routen, die vor allem im mittleren Schwierigkeitsbereich angesiedelt sind. Praktisch: Nach dem knapp 50-minütigen Zustieg kann man sich erst einmal an der Oberen Firstalm stärken.
Bergzeit
Lage: Die Krettenburg ist ein Kletterfels im Spitzingsee-Gebiet, westlich des Spitzingsees und zwischen den Gipfeln Bodenschneid, Stümpfling und Brecherspitz gelegen.
Mit der Bayerischen Regiobahn (Richtung Bayrischzell) – bspw. von München, Holzkirchen, Miesbach oder Schliersee – bis zum Bahnhof Fischhausen-Neuhaus. Ab dort weiter mit dem Bus 9562 Richtung Spitzingsee Kirche, bis zur Haltestelle Spitzingsattel. Die Abfahrtszeiten der Busse sind zeitlich an die Züge angepasst. Die Häufigkeit der Verbindungen liegt je nach Wochentag und Tageszeit zwischen 30 und 120 min.
- Ticket: z.B. Bayernticket, GutenTag Ticket, Oberland-MVV-Ticket + Busticket.
Die wichtigsten Infos zum Klettergebiet Krettenburg
- Zustieg: In ca. 45-60 Min nimmt man den Weg zur Oberen Firstalm und weiter zur Felswand.
- Klettergebiet & Routenauswahl: 250 m breiter Felsriegel, nach Süden ausgerichtet. Ca. 120 Routen in allen Schwierigkeitsgraden (Kalk, meist zwischen 6 und 9) – senkrecht bis überhängend.
- Man kraxelt teilweise schon auf dem Weg zum eigentlichen Wandfuß.
- Tipp: Auf dem Rückweg bietet sich noch ein Abstecher zum Spitzingsee an.
Bergzeit
Klettergebiet #2: Bad Heilbrunn
Aufgrund seiner relativ leichten Routen und des kurzen Zustieges ist Bad Heilbrunn ein beliebtes Familienklettergebiet. Der ehemalige Steinbruch liegt westlich von Bad Tölz.
Bergzeit
Bergzeit
Lage: Das Klettergebiet liegt in der Nähe von Bad Tölz, genauer gesagt zwischen den Orten Bad Heilbrunn und Bichl. Es ist Tal nah gelegen und benötigt daher nur wenige Minuten Zustieg.
Es gibt drei Möglichkeiten. Verbindungen, je nach Wochentag und Tageszeit, alle 1-2 Stunden.
1) Mit der Regionalbahn bis Bad Tölz, z.B. von München oder von Holzkirchen. Dort mit dem Bus 9612 Richtung Kochel, bis zur Haltestelle Oberenzau Altenheim, Bad Heilbrunn. Zu Fuß weiter (20 min)
2) S7 nach Wolfratshausen, von dort mit dem Bus 376 bis zur Haltestelle Oberenzau Altenheim, Bad Heilbrunn. Weiter zu Fuß (ca. 20 min)
3) Mit der Regionalbahn bis Bichl. Dort mit dem Bus 9612 Richtung Bad Tölz, bis zur Haltestelle Oberenzau Altenheim, Bad Heilbrunn. Zu Fuß dann in 20 min bis zum Fels.
- Ticket: z.B. Bayernticket.
Die wichtigsten Infos zum Klettergebiet Bad Heilbrunn:
- Klettergebiet & Routenauswahl: Bad Heilbrunn ist bekannt für die Plattenkletterei und die leichteren Schwierigkeitsgrade. Der Sandstein-Klettergarten entstand aus einem alten Steinbruch und ist nach Süden und Westen ausgerichtet.
- Der Wandfuß ist angenehm flach und mit dem kleinen Bach auch schön gemütlich, auch für Kinder.
- Super für die Fußtechnik als auch fürs mentale Training (relativ weite Hakenabstände).
Klettergebiet #3: Ruchenköpfe
Die Ruchenköpfe bieten eine lange Tradition – schon Hans Dülfer kletterte 1910 in diesem Gebiet bei Rotwand und Auerspitz. Wer hier sein Seil auspackt, braucht aufgrund der sparsamen Hakensetzung eine gute Vorstiegsmoral. Dafür wird er bzw. sie mit einem tollen alpinen Erlebnis und abwechslungsreicher Kletterei belohnt.
Bergzeit
Lage: Die Ruchenköpfe liegen im Spitzingseegebiet, östlich des Spitzingsees, in der Nähe der Gipfel Rotwand und Auerspitz.
Mit der Bayerischen Regiobahn (Richtung Bayrischzell) – bspw. von München, Holzkirchen, Miesbach oder Schliersee – bis zum Bahnhof Geitau. Verbindungen gibt es etwa stündlich. Von Geitau aus zum Soinsee hoch und weiter zu den Einstiegspunkten der Routen (Zustiegszeit in etwa 1,5 – 2,5 Stunden).
Zustieg alternativ auch von der Spitzingsee-Seite, über Taubenstein(bahn) oder Rotwandhaus. Dann öffentliche Anreise ähnlich wie zur Krettenburg, Bus bis Spitzingsee, Kirche.
Aufgrund der relativ langen Zustiegszeiten lässt sich das Klettervergnügen auch mit einer Übernachtung auf dem Rotwandhaus auf mehrere Tage ausdehnen.
- Ticket: Je nach Startpunkt: z.B. Bayernticket, GutenTag Ticket, Oberland-MVV-Ticket.
Die wichtigsten Infos zum Klettergebiet Ruchenköpfe:
- Routenauswahl: alpines Klettergebiet aus Kalk mit zahlreichen tollen kurzen Mehrseillängenrouten (oft 2-4 Seillängen) und einem super Ausblick.
- Ausrichtung: Die Wände sind süd- und westseitig ausgerichtet (Routenführung aufmerksam suchen!)
- Hinweis: An manchen Stellen ggf. selbst absichern. Das Gipfelerlebnis inkl. Panorama-Abseilen lohnt definitiv den Weg.
Bergzeit
Bergzeit
Klettergebiet #4: Alpspitze
Das Wahrzeichen von Garmisch-Patenkirchen, die Alpspitze, hat neben der Alpspitz-Ferrata auch einige Alpinkletterrouten im 4. bis 6. Schwierigkeitsgrad zu bieten. Dank Alpitzbahn lässt sich der Zustieg auf rund 25 Minuten Gehzeit abkürzen.
Bergzeit
Lage: Die Alpspitze ist ein bekannter Gipfel im Zugspitz-Gebiet/Wetterstein-Gebirge, sehr bekannt auch für den Alpspitze-Klettersteig. Das alpine Gelände bietet aber auch diverse Kletterrouten für Alpinkletterer.
Mit der Regionalbahn bis Garmisch, z.B. von München, Weilheim oder Murnau. Vom Garmischer Bahnhof mit der Zahnradbahn bis Kreuzeck/Alpspitzbahn Bahnhof. Die Anreise ist stündlich möglich.
- Ticket: Je nach Startpunkt: z.B. Bayernticket oder das spezielle „Garmischer Sommerticket“ (Kombiticket, das die Anreise mit dem Zug und die Fahrt mit der Bergbahn kombiniert).
Die wichtigsten Infos zum Klettern an der Alpitze:
- Zustieg: Mit der Alpspitzbahn hoch zur Bergstation, dann je nach gewählter Route 20-30 Minuten Zustieg zu den Einstiegen.
- Klettergebiet & Routenauswahl: Wer ordentlich alpin angehauchte Mehrseillängen sucht, wird an der Alpspitze fündig. Meist in den Schwierigkeitsgraden 4-6, bieten diese Routen grandiose Weitblicke und sehr abwechslungsreiche Klettereien.
- Hinweise: Bitte Steinschlag-Gefahr beachten (Helm tragen!).
Bergzeit
Klettergebiet #5: Brauneck / Stie-Alm
Südlich exponierter Fels mit guter Absicherung und nahegelegener Alm – was will man mehr? Das Klettergebiet Brauneck wird von der IG Klettern München gewartet und bietet sehr abwechslungsreiche Sportkletterei.
Bergzeit
Lage: Das Brauneck ist der bekannte Hausberg von Lenggries, südlich von Bad Tölz. Das Brauneckgebiet ist auch bekannt durch sein Skigebiet im Winter. In den schneefreien Monaten gibt es hier einige Klettergärten zu entdecken.
Mit der Bayerischen Regiobahn (Richtung Lenggries) – bspw. von München, Holzkirchen oder Bad Tölz- bis zum Bahnhof Lenggries. Der Zug fährt – je nach Tageszeit – in bis zu stündlicher Taktung.
Vom Bahnhof Lenggries entweder mit dem Bus 9564 in Richtung ZOB Bad Tölz, bis zur Haltestelle Brauneckbahn, Lenggries; oder mit dem Bus 9595 in Richtung Jachenau, bis zur Haltestelle Brauneckbahn, Lenggries. Alternativ auch in 15 Min zu Fuß vom Lenggrieser Bahnhof zur Talstation der Brauneck-Bergbahn.
- Ticket: z.B. Bayernticket, GutenTag Ticket, Oberland-MVV-Ticket.
Die wichtigsten Infos zum Klettergebiet Brauneck:
- Zustieg: Mit der Bahn bis zur Bergstation; dann in ca. 20-30 Minuten zu den Klettergärten wandern, z.B. zur Stie-Alm. Wer die sportliche Herausforderung braucht, steigt vom Tal auf (ca. 1,5-2h)
- Klettergebiet: Riesige Auswahl! Über 230 Sportkletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden. Gute Absicherung.
- Ausrichtung: Südseitig; man genießt auch hier ein beeindruckendes Alpenpanorama!
- Die Stie-Alm lädt zur Einkehr ein oder auch zur Übernachtung für mehrtägiges Klettern.
Bergzeit
Fazit zum Klettern mit den Öffentlichen
Ich hoffe, es ist das ein oder andere interessante Klettergebiet dabei gewesen, das du jetzt entdecken möchtest! Oder du hast sogar eins deiner Lieblingsklettergebiete wiedergefunden das du das nächste Mal mit Zug oder Bus ansteuern möchtest? Wunderbar! So können wir alle einen Beitrag zum nachhaltigen Bergsport leisten.