So aufregend die Geschichte der feuerspuckenden Berge der Garrotxa ist, eine Wanderung durch das vulkanische Gebiet ist zum Glück gänzlich ungefährlich. Rund um Castellfollit de la Roca, Olot und Santa Pau erheben sich zahlreiche grüne Hügel. Unter jedem von ihnen verbirgt sich ein inaktiver, schlafender Vulkan, der vor vielen Millionen Jahren riesige Feuersäulen in den Himmel spukte.
Nicole Biarnés
Doch längst hat die Natur ihren grünen Mantel über die verbrannte Erde gelegt. Die Jahrmillionen alten Zeugnisse, die unter den sanften Erhebungen verborgen liegen, sind auf Anhieb oft nicht so leicht zu entdecken. Du musst Dich schon ein wenig auskennen, um die schönsten Stellen zu finden, an denen das vulkanische Erbe deutlich zum Vorschein kommt. Beth führt seit vielen Jahren Wanderungen durch die Landschaft kurz vor den Pyrenäen. Sie zeigt mir auf unserer Tour durch die Garrotxa ein paar dieser besonderen Orte.
Vulkan Croscat
Der Naturpark der Garrotxa ist eine satte Landschaft voller grüner Wiesen, fruchtbarer Äcker und kleiner Hügel. Viele Schmetterlinge sind hier zu Hause und locken Vögel an, die auf ihren Migrationsrouten gen Süden eine Rast einlegen. Zunächst spazieren wir zum Croscat, einem 800 Meter hohen Vulkan, bei dem vor vielen Millionen Jahren der heiße Lavastrom zu einer Seite ausgebrochen sein muss.
Nicole Biarnés
Auf der Rückseite des Vulkans wurde im letzten Jahrhundert Gestein abgebaut, sodass das Innerste des feuerspukenden Berges heute offen zutage liegt. Der Steinbruch ist längst stillgelegt, stattdessen wurde der Croscat zu einem Open-Air Museum. Immerhin sind die verschiedenen Schichten eines Vulkans, die normalerweise tief unter der Erde versteckt liegen, am Croscat sehr deutlich zu erkennen.
Ob es sich bei einer bergigen Erhebung tatsächlich um einen Vulkan handelt oder eher um eine Burgruine, die unter einem Erdhügel verborgen liegt, ist normalerweise mit bloßem Auge nur schwer festzustellen. Besonders wenn der typische Krater fehlt, bleibt das Gestein oft die einzige Möglichkeit, einen Vulkan zu identifizieren: Abgekühlte Lava ist beinah schwarz, doch das Magma verändert beim Austritt durch den Kontakt mit der Luft seine Farbe. In der Nähe von Wasser oxidiert es und nimmt einen rötlichen Ton an.
Nirgendwo sonst sind die verschiedenen Schichten eines Vulkanes so klar und deutlich zu erkennen, wie hier.
Beth kennt sich so gut mit Vulkanen aus, dass sie anhand der verschiedenen Schichten des Croscats genau erklären kann, was sich hier vor vielen Jahrmillionen abgespielt hat. Allein daran, wie und wo sich welche Gesteine abgelagert haben, lässt sich erkennen, wie die Eruption verlaufen sein muss. Demnach hat der Croscat zunächst feinen Staub gespukt, etwas später flogen dicke Steine durch die Gegend, bevor die glühend heiße Lava sich schließlich einen Weg an die Erdoberfläche suchte, zur Seite ausbrach und die U-Form des Croscat hinterließ.
Drei Eruptionen – Ruta de les tres colades
Eine zweite kleine Route führt uns auf einer fünf Kilometer langen Strecke zu beeindruckenden Lavaströmen, die bei drei unterschiedlichen Eruptionen entstanden sind. Hinter der Kirche von Sant Joan de les Fonts kommt die erste Lavaschicht in Sicht. Das Gestein, das vor über 500.000 Jahren aus den Tiefen unseres Planeten an die Oberfläche gedrückt wurde als der Vulkan Batet ausbrach, liegt heute an einem Wasserfall neben der alten Mühle des Dorfes.
Nicole Biarnés
Eine andere, etwas jüngere Schicht, findet sich nur wenige Meter weiter. Vor rund 150.000 Jahren entstand dieser zweite Lavastrom, dessen Ursprung allerdings nicht eindeutig geklärt ist.
Heute haben sich aus dem Basalt hexagonale Strukturen im Gestein gebildet, die so ordentlich aussehen, als wären sie von Menschenhand geformt. Doch diese Sechsecke sind das faszinierende Werk von Mutter Natur. Sie bilden sich, wenn die äußere Schicht des Lavastroms schneller abkühlt, als der innere Kern. Dann entstehen beim Abkühlen der Lava Risse, die gleichmäßige Basaltbrocken formen.
Nicole Biarnés
Der jüngste Lavastrom stammt vom Ausbruch des Garrindas, einem der fünf Stadtvulkane Olots, vor 120.000 Jahren. Diese dritte Lavaschicht wird auch La Pedrera de Boscarró, der Steinbruch, genannt. Betz zeigt uns an dem aus der Erde aufragenden Ende des einstigen Lavastroms, wie die Lava geflossen sein muss, damit die Schichtungen der Gesteine so, wie wir sie heute vorfinden, zustande kommen konnte. Sehr spannend!
Nicole Biarnés
Ein Dorf am Abgrund – Castellfollit
Erdgeschichtlich zwar weniger spektakulär, aber dafür optisch umso aufregender, ist das Dörfchen Castellfollit de la Roca, das auf einer erkalteten Lavazunge errichtet wurde. Die alten Häuser schmiegen sich eng aneinander, fast so als wollten sie sich gegenseitig festhalten, um nicht in den Abgrund zu stürzen.
Turisme Garrotxa
Das kleine Dorf ist so schmal, dass es nur aus zwei engen Straßen besteht, die sich an der Spitze der Lavazunge bei der ehemaligen Dorfkirche treffen. Dahinter liegt die Plaça Josep Pla, von der aus man einen Blick auf die steile Felswand und den Abgrund werfen kann, wenn man schwindelfrei ist.
Montsacopa und Vulkanmuseum
Um alle Vulkane zu erkunden, müsste man sich mehr als nur ein paar Tage Zeit nehmen. Allein die Stadt Olot, das Herz der Garrotxa, ist auf bzw. um stolze fünf Vulkane herum gebaut. Direkt hinter dem nagelneuen Museumsgebäude erhebt sich ein Vulkan, der Montsacopà. Ein Pfad führt auf den Hügel hinauf, in dessen Krater heute eine grüne Wiese die Spaziergänger anlockt
Nicole Biarnés
Nicole Biarnés
Zu Füßen des Vulkans hat man vor Kurzem ein modernes Museum eröffnet, das sich dem Thema Vulkanismus widmet. Das Espai Cràter ist sogar in einen weiteren, noch kleineren Vulkan hineingebaut, der durch diese geschickte Architektur quasi zum Teil der Aussstellung wird.
Nicole Biarnés
Das Museum ist mit modernster Technik ausgestattet und zeigt anschaulich mit vielen Knöpfen, Filmen und Bildern, wie es überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommt und welche verschiedenen Arten von Eruptionen es gibt.
- Gehzeit/Höhenunterschied: 5,5 Kilometer, etwa 1, 5 Stunden / 200 Höhenmeter.
- Streckenverlauf: Sant Joan les Fonts – Molí Fondo – El Boscarró – Cingles de Fontfreda – El Serrat de Baix – Sant Joan les Fonts
- Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Girona und Figueres, die mit Zügen angefahren werden. Von beiden Orten geht es mit dem Teisa Bus oder dem Mietwagen weiter in die Garrotxa.
Praktische Infos zum Wandern um la Garrotxa
Wanderführer wie Beth findest Du bei Trescalia. Weitere Informationen findest Du auch beim lokalen Fremdenverkehrsamt Turisme Garrotxa. Wenn Du auf der Such nach weiteren Wanderrouten bist, schau bei Itinerànnia vorbei.
Anreise mit dem Flugzeug
Mit dem Flugzeug ist Girona der nächstgelegene Airport, den allerdings nur wenige Flugesellschaften von Deutschland aus anfliegen. Der leichter zu erreichende Flughafen Barcelona ist weniger als zwei Stunden Fahrt mit dem Auto entfernt. Von Barcelona führt die schnellste Verbindung über Vic nach Olot. Eine andere Möglichkeit ist auf der A7 Richtung Girona und von dort über Besalú nach Olot zu fahren.
Anreise mit dem Auto
Wenn Du von Deutschland kommst, fährst Du am besten auf der A7 bis Figueres. Von dort geht es auf gut ausgebauten Landstraßen und Schnellstraßen bis Olot.
Anreise mit dem Zug
Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Girona und Figueres, die neben den AVE Zügen der RENFE auch von den Zügen der SNCF angefahren werden. Von beiden Orten geht es mit dem Teisa Bus oder dem Mietwagen weiter in die Garrotxa.
In der kleinen Stadt Olot geht es zwar ruhig zu, aber sie hat ein paar modernistische Paläste, Museen und eine wunderbare Chocolateria zu bieten!
- Vulkanmuseum: Espai Cràter, Carrer Macarnau, 55, 17800 Olot
Feinschmecker kommen definitiv nicht zu kurz – hier ein Resautant Tipp für traditionelle katalanische Küche.
- Restaurant: La Quinta Justa, Passeig Barcelona, 7, 17800 Olot
In Castelfollit gibt es eine traditionelle Pastisseria, die besonders leckere Magdalenas macht. Die typischen kleinen Kuchen werden hier mit Nüssen, Marmeladen, Schokolade oder Rosinen gefüllt.
- Pastisseria: Cal Tuset, Carretera Girona, 17 17856 Castellfollit de la Roca
Ökotourismus in der Garrotxa
Die vulkanische Landschaft und die kargen Berge der Garrotxa sind das perfekte Reiseziel für Naturliebhaber. Die Region der Garrotxa hat sich auf Ökotourismus spezialisiert, eine Form des Tourismus, bei dem die Entdeckung der Naturschönheit im Vordergrund steht.
Nicole Biarnés
Viele der angebotenen Aktivitäten sind dafür gedacht, dass die Besucher die Landschaft der Vulkane verstehen und genießen können. Auf der Webseite von Garrotxa findest Du noch mehr Informationen dazu.