Das Sichern beim Klettern ist neben dem Klettern selbst, die wohl wichtigste Tätigkeit – egal ob Halle oder Fels. Es erfordert größtmögliche Konzentration aber auch die richtige Ausrüstung – unter anderem den Sicherungskarabiner, der ein sehr wichtiger Bestandteil der Sicherungskette ist. Unter der Sicherungskette versteht man all diejenigen Ausrüstungsgegenstände, die im Fall eines Sturzes die auftretenden Kräfte aufnehmen bzw. weiterleiten. Im wahrsten Sinne des Wortes kommt dem Sicherungskarabiner dabei eine tragende Rolle zu – immerhin ist er das bindende Glied zwischen sichernder Person und Sicherungsgerät. Die Firma Edelrid aus dem Allgäu kommt in dieser Saison mit einem neuartigen Sicherungskarabiner auf den Markt. Der folgende Test zeigt, wo sich der HMS Strike Safelock von herkömmlichen Konzepten unterscheidet und was den Edelrid-Karabiner innovativ und in manchen Augen sogar „weichenstellend“ macht. Um das einschätzen zu können, betrachte ich zunächst einmal die sonst auf dem Markt erhältlichen Sicherungskarabiner.
Der Kletterer kann sich heutzutage aus einer großen Anzahl von Sicherungskarabinern wählen. Verschiedenste Hersteller aus aller Welt bieten höchst spezialisierte Karabiner, die gezielt für ihren Einsatz entwickelt und konstruiert wurden. Ingenieure, Athleten, Bergführer und auch die Sicherheitsforschung macht sich vermehrt Gedanken wie ein Karabiner, in den ein Sicherheitsgerät eingehängt wird, gegen Fehlanwendungen seitens des Sichernden „arbeiten“ kann. Dabei muss man wissen, dass viele Fehlanwendungen und ihre Folgen auf falsches Einhängen des Sicherungsgerätes zurückzuführen sind.
Für eine korrekte Anwendung muss die Sicherungskette geschlossen sein. Ein Sicherungskarabiner wird in der Regel zugeschraubt oder anderweitig verriegelt, um ein versehentliches Aushängen des Tubers, GriGris, anderer Sicherungsgeräte oder des HMS-Knotens zu verhindern. Das Zuschrauben des Karabiners reicht normalerweise aus, doch gibt es Karabiner, die zusätzlich sichernde Mechanismen aufweisen.
Neben der verlässlichen Sicherung des Verschlusses gilt die Aufmerksamkeit der Produktentwickler vermehrt auch der Fixierung des Karabiners, und damit auch des Sicherungsgerätes, am Klettergurt des Sichernden. Ein Verdrehen des Karabiners bewirkt im Extremfall eine hohe Querbelastung und gilt daher als Gefahrenquelle . Eine Fixierung hilft den Sicherungskarabiner in Position zu halten, was zwei positive Effekte hat: Einerseits wird eine Querbelastung vermieden, andererseits bleibt auch das Handling beim Sichern komfortabel.
Was ist neu am Edelrid-Karabiner?
Auffällig beim neuen Edelrid HMS Strike Safelock ist zunächst der Verschluss, der in dieser Form schon etwas länger auf dem Markt ist und zum Teil bereits für Gesprächsstoff in der Klettergemeinde gesorgt hat. Der Schnapper des Karabiners wird dabei zusätzlich von einer strammen Feder gesichert, die in Kombination mit einem Spring-Lock-Verschluss einem versehentlichen Öffnen gezielt entgegenwirkt.
Funktionsweise des Edelrid HMS Strike Safelock
Die Feder ist am Schnapper selbst angebracht und rutscht zum Sichern des Schnappers in eine Vertiefung an der gegenüberliegenden Karabinerseite. Sollte der Verschluss durch Seilkontakt oder andere Einflüsse den Schnapper freigeben, ist er dennoch blockiert und unmöglich zu öffnen. Der Karabiner kann nur geöffnet werden, wenn die stramme Feder gleichzeitig mit dem Öffnen des Schließmechanismus am Schnapper nach oben gedrückt wird. Dass dieser Fall während des Sicherns auftritt ist ziemlich unwahrscheinlich. Ich habe versucht beim Sichern (natürlich nur als „Trockenübung“) den Karabiner in allen möglichen Winkeln und Situationen zu öffnen. Kurz: Es ist mir nicht gelungen!
Steht der Kletternde nach dem Ablassen wieder auf dem Boden ist es allerdings nicht ganz einfach den Karabiner von Gurt und vom Sicherungsgerät zu lösen. Getestet habe ich den Karabiner und das Handling mit dem GriGri1, Grigri2 und einem Black Diamond ATC. Mit allen Geräten hat die Bedienung des Karabiners reibungslos funktioniert.
Das Handling des Edelrid Strike SL
Erster Eindruck: Der Edelrid HMS Strike Safelock ist ein solider und sehr fein verarbeiteter Karabiner, der sehr ausgewogen in Sachen Gewicht und Zweckmäßigkeit erscheint. Zweiter Eindruck: Es fällt mir schwer den Karabiner mit nur einer Hand zu bedienen. Auch als der Karabiner bei den versammelten Freunden am Fels die Runde macht, schaue ich in verdutzte Gesichter. Manchen gelingt es sofort den Karabiner mit einer Hand zu öffnen und andere haben keine Chance. Mir fällt dabei auf, dass sich besonders diejenigen mit großen Händen leichter tun den Karabiner zu bedienen. Jeder wackelt und ruckelt an den Einzelteilen des Karabiners und fast einstimmig ertönt es: „Robust ist er ja schon, der Neue“.
Genau das wird dem neuen HMS Strike Safelock zum Vorwurf gemacht: Es „hakelt“ gehörig. Ich selbst finde das weder überraschend noch verwunderlich, schließlich habe ich bisher keinen vergleichbaren Karabiner mit dieser Funktionswiese in der Hand gehalten. Nach ein bisschen Übung habe ich den Dreh raus und kann den Edelrid HMS Strike Safelock ohne große Probleme – auch mit nur einer Hand – in den Gurt und in das Sicherungsgerät einhängen. Ich lasse den Griff am Karabiner los und mit leicht mechanischem Klacken schließt sich der Karabiner von selbst.
Vor- und Nachteile des Edelrid HMS Strike Safelock
Zusammen mit meiner Kletterpartnerin betrachte ich den Edelrid-Karabiner genauer. Zusammen klettern gehen heißt nicht nur Spaß zu haben und möglichst viele Klettermeter am Tag zusammenzubringen, sondern auch hin und wieder in Ruhe über neue Ausrüstung, deren korrekte Anwendung und natürlich auch allgemein über die Sicherheit nachzudenken. Schnell fällt uns auf, was den Edelrid HMS Strike Safelock als Sicherungskarabiner ausmacht:
Ein großer Vorteil des Karabiners ist sein selbstständiges Verschließen. Kein Schraubverschluss muss zugeschraubt, kein Kunststoffteil über den Verschluss gedrückt und keine Feder in die richtige Position gebracht werden. Nach ein bisschen Übung sitzt der Karabiner und das Sicherungsgerät genau an dem Platz, wo es hingehört. Die Übung macht den Meister und leitet auch zu den Nachteilen des Edelrid Karabiners über.
Das Handling des Karabiners ist durchaus gewöhnungsbedürftig und es bedarf einiges an Übung damit ein einhändiges Bedienen reibungslos funktioniert. Hat man es einmal raus, klappt es allerdings ganz gut den Karabiner zu öffnen und zu schließen – allerdings nur wenn man Hände hat, die den Karabiner gut umfassen können. Wer kleine Kletterhände hat, tun sich schwer bei der einhändigen Bedienung, kann aber trotzdem den Vorteil des komplett eigenständigen Verschließens des Karabiners genießen.
Fazit zum Edelrid HMS Strike Safelock
Beim Test in Kombination mit dem Grigri1, dem Grigri2 und einem handelsüblichen Tube (Black Diamond ATC) sorgt der Edelrid HMS Strike Safelock für eine anfängliche Eingewöhnungsphase beim Handling. Schnell hat man allerdings die nötigen Griffe und Kniffe raus, um den Karabiner einhändig oder eben auch mit beiden Händen öffnen und schließen zu können. Der Vorteil des automatischen Schließens ist in der Praxis nicht von der Hand zu weisen, der zweite Blick, ob alles verschlossen ist und alles richtig eingehängt ist, bleibt natürlich obligatorisch. Der Karabiner ist grundsolide verarbeitet und kompakt konstruiert. Für das Sichern beim Hallenklettern oder im Klettergarten ist er hervorragend geeignet.
Nicht vorgesehen ist der Sicherungskarabiner allerdings für den Gebrauch mit den Edelrid Sicherungsgeräten Mega Jul und Micro Jul. Hier empfiehlt sich der HMS Karabiner Strike FG Screw.
Fakten zum HMS Strike Safelock von Edelrid
Gewicht: 66 Gramm
Werte: Bruchlast längs/ quer/ offen: 22 kN / 7 kN / 8 kN
Preis: 24,95 Euro
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