Die Berge besuchen wir nur als Gäste. Um diesen wundervollen Lebensraum zu bewahren, gilt es, sich an einige Regeln zu halten. Respekt, Rücksicht und Achtsamkeit gegenüber der Natur und den Menschen, denen wir begegnen, spielen dabei eine ganz wichtige Rolle. Wir haben deshalb für Dich ein paar wichtige Regeln zusammengefast, damit das Miteinander in den Bergen für alle ein wunderbares Erlebnis wird – egal ob Mensch oder Tier.
Bergzeit
Mitmenschen: Tipps zum respektvollen Umgang miteinander
Tipp 1: Grüßen
„Griaß di!“ – ein offener und freundlicher Umgangston macht die Begegnungen doch gleich viel angenehmer. Über 1000 Meter Meereshöhe sind wir sowieso gleich per Du, und wir grüßen jeden, dem wir begegnen.
Tipp 2: Platz machen
Bei Gegenverkehr in Engpässen sprechen wir uns am besten kurz mit unserem Gegenüber ab. Derjenige, der sich sicherer fühlt, weicht aus. Wer wartet, hat einen sicheren Stand an der bergzugewandten Seite des Weges. Schnellere Wanderer lassen wir dort, wo es passt, passieren.
Tipp 3: Auf Gefahren hinweisen
Wenn Gefahren drohen, wir zum Beispiel einen Stein lostreten, warnen wir andere Wanderer. Genauso machen wir auf schwierig zu bewältigende Stellen oder widrige Umstände aufmerksam.
Tipp 4: Nicht überschätzen
Wir passen unsere Vorhaben an unsere Fähigkeiten an. Ansonsten bringen wir nicht nur uns selbst, sondern auch Andere in Gefahr.
Tipp 5: Fußgänger „gehen“ vor
In einigen Gegenden treffen Wanderer, Radfahrer und andere Bergsportler aufeinander. Außer in speziell gekennzeichneten Bereichen haben die Fußgänger Vorrang. Besonders dort, wo Menschen mit ganz unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind, heißt es aufeinander Acht zu geben. Die Vielfalt – zu Fuß, auf Rädern oder Skiern, auf ebenen Wegen oder in steilen Wänden – ist riesig und jede Aktivität hat ihre Berechtigung.
Außer in speziell gekennzeichneten Bereichen haben die Fußgänger Vorrang. Gebt aufeinander Acht!
Tipp 6: Anwohner respektieren
Für manche sind die Berge nicht Freizeit-, sondern Arbeitsplatz. Deshalb bewegen wir uns in Weidegebieten der Almbauern besonders rücksichtsvoll. Sie erlauben uns schließlich, die Wege, die über ihren Besitz führen, nutzen zu dürfen und somit überhaupt ein unkompliziertes Bergerlebnis.
Christoph Werntgen
Natur: So bleiben die Berge sauber und müllfrei
Tipp 7: Nimm Deinen Müll wieder mit
Alles, was wir mit auf den Berg schleppen, wandert auch wieder mit uns zurück ins Tal und kann dort ordnungsgemäß entsorgt und getrennt werden.
Tipp 8: Taschentücher und Obstreste gehören nicht in die Natur
Was bei Plastikverpackungen oder Aludosen jedem einleuchtet, wird bei manch anderem Gegenstand erst auf den zweiten Blick klar. Taschentücher brauchen beispielsweise je nach klimatischen Bedingungen bis zu fünf Jahre, bis sie sich zersetzen. Und auch Obstreste, vor allem jene von Früchten, die wie Orangen oder Bananen in ganz anderen Regionen wachsen, gehören nicht in die Natur. Im Gegenteil, ansässige Mikroorganismen zersetzen sie nicht entsprechend und heimischen Tieren schaden sie.
Taschentücher brauchen bis zu fünf Jahre, um sich vollständig zu zersetzen!
Tipp 9: Kippen verseuchen das Grundwasser!
Und dass der Zigarettenstummel überhaupt nichts auf natürlichem Boden zu suchen hat, darüber sind wir uns sicher einig. Denn über das Grundwasser gelangen die tausenden darin enthaltenen Giftstoffe wieder zu uns zurück.
Tipp 10: Auch fremden Müll einsammeln
Der Verein #estutnichtweh hat sich dem Thema „Müll in den Bergen“ angenommen. Nach dem Motto „Mit uns wandert der Müll vom Berg ins Tal“ geht es dabei nicht nur um den eigenen Abfall, sondern auch um den Unrat, den andere verloren oder unachtsam weggeworfen haben. Dafür hat das Team hilfreiche Tools, wie Drecksackerl und Mistzangerl entwickelt, die das Müllsammeln zum Kinderspiel machen.
#estutnichtweh
Tipp 11: Mach Dein großes Geschäft mit Bedacht
Die Not mit dem Kot – darüber spricht niemand gern, aber manchmal duldet das große Geschäft keinen Aufschub. Hundebesitzer haben sich längst an Gassisackerl gewöhnt – warum handhaben wir es in der Natur nicht genauso? Wenn das nicht möglich ist, beachten wir zumindest einige Dinge. Wir wählen einen Platz abseits des Weges und halten Abstand zu Gewässern, graben am besten eine Mulde und bedecken die Hinterlassenschaften anschließend mit Erde und Steinen. Wir lassen keine Taschentücher, Toilettenpapier oder sonstigen Hygieneartikel zurück. Ein verschließbares Sackerl beugt dabei einer Geruchsbelästigung vor.
Tipp 12: Geschützte Pflanzen kennen und erhalten
Es gibt eine lange Liste geschützter Pflanzen in den Alpen. Solche zu pflücken oder gar auszugraben ist verboten. Und an Ort und Stelle sorgen sie doch für ein viel bunteres Naturerlebnis, an dem wir uns so gern erfreuen.
Tipp 13: Bleib‘ auf markierten Pfaden
Wege sind da, um sie zu gehen. Deshalb bleiben wir auf den markierten Pfaden. Abgesehen vom Sicherheitsaspekt greifen wir so auch möglichst wenig in die natürlichen Abläufe und Lebensräume von Wildtieren ein.
#estutnichtweh
Christoph Werntgen
Wildtiere: So gehst Du respektvoll mit Tieren um
Tipp 14: Meide Sonnenauf- und -untergang
Eben diesen Lebensräumen begegnen wir mit größtem Respekt. Besonders in den Zeiten um den Sonnenaufgang sowie zur Dämmerung und in der Nacht gilt es, Touren zu meiden. Kritische Jahreszeiten sind zudem der April bis Juli wegen Balz und Brut sowie der Winter aufgrund der schwierigeren Versorgung mit Nahrung.
Tipp 15: Wildtier-Schutzzonen beachten
RespekTIERe deine Grenzen. So steht es auf manchem Schild geschrieben. Ebenso sind Schutzzonen beispielsweise in Alpenvereinskarten eingezeichnet. Das erleichtert uns eine entsprechende Tourenplanung.
In Alpenvereinskarten sind die Schutzzonen von Wildtieren eingezeichnet. Berücksichtige sie bei Deiner Tourenplanung.
Tipp 16: Abstand halten und nicht füttern
Natürlich lieben wir alle die Begegnungen mit Steinbock, Murmeltier und Co., aber bitte immer mit gebührendem Abstand. Dass die Tiere niemals gefüttert werden, versteht sich von selbst.
Tipp 17: Drohnen scheuchen Vögel auf
In letzter Zeit hört man immer öfter ein neuartiges Geräusch in den Bergen. Auch wenn sie tolle Aufnahmen machen, sind Drohnen in Schutzzonen verboten. Das Filmen damit erfordert im Ausnahmefall eine Genehmigung. Sie belästigen nicht nur Ruhesuchende, sondern stören und gefährden Wildtiere immens – insbesondere Vögel, die deswegen zum Teil ihre Nester mit der Brut oder sogar ihre Lebensräume dauerhaft verlassen. Und stellen wir uns mal vor, bald hätte jeder seine eigene Drohne mit dabei.
Do’s and Don’ts auf der Hütte
Tipp 18: Eine Berghütte ist kein Luxushotel!
Eine Schutzhütte in den Bergen ist kein 4-Sterne-Hotel. Alles, was hier oben vor sich geht, geschieht mit ungleich größerem Aufwand als im Tal. Sei es die Versorgung mit Essen und Getränken, die Entsorgung von Abfall, die Aufbereitung von Trinkwasser oder die Erzeugung von Strom. Das alles heißt es bei Hüttennächtigungen zu bedenken: Ressourcen schonen, das heißt Wasser und Strom sparen. Also waschen wir unsere T-Shirts oder Wandersocken nicht oben am Berg aus – im Tal bietet sich sicherlich irgendwann eine Gelegenheit dazu.
Bergzeit
Bergzeit
Tipp 19: Müllentsorgung in den Bergen ist aufwändig
Auch wenn es vielleicht verlockend ist, den Abfall auf der Hütte zurückzulassen: Wir tragen ihn selbst wieder hinunter. Die Entsorgung in den Bergen ist aufwändig.
Tipp 20: Lass‘ die anderen Hüttengäste schlafen
Abends fallen wir nach anstrengenden Tagen in den Bergen ohnehin oft bereits vor der Hüttenruhe (meist zwischen 22 und 6 Uhr) auf unsere Matratze. Umso wichtiger ist ein rücksichtsvolles Miteinander im Lager. Unsere Zimmergenossen danken es uns, wenn es im Zimmer ruhig und dunkel bleibt. Unsere Rucksäcke können wir besser auf dem Gang, wo meist sowieso etwas mehr Platz ist, umpacken, während andere noch schlafen.
Wer besonders früh raus muss oder spät ins Bett kommt, packt seinen Rucksack bitte auf dem Gang, wo sowieso mehr Platz ist!
Tipp 21: Trag Dich zu Deiner eigenen Sicherheit ins Hüttenbuch ein
Wir tragen uns bei Ankunft ins Hüttenbuch ein. Dort vermerken wir auch unseren weiteren Weg, was im Notfall die Auffindung Vermisster erleichtert.
Tipp 22: Ein Schlafplatz ist nicht selbstverständlich
Ein Irrglaube ist, dass jedes Alpenvereinsmitglied immer Anspruch auch auf einen Schlafplatz in AV-Hütten hat. Sollte die Hütte ausgebucht und der Weg zur nächsten Unterkunft zumutbar sein, können die Wirtsleute jeden weiterschicken. Kranke oder Verletzte dürfen sich hingegen selbstverständlich der Aufnahme in einer Schutzhütte sicher sein.
Tipp 23: Reserviere – und sage rechtzeitig ab
Eine vorherige Reservierung erleichtert allen die Planung. Wenn dennoch etwas dazwischen kommt, geben wir dem Hüttenwirt frühestmöglich Bescheid, damit er unsere Schlafplätze anderweitig weitergeben kann.
Tipp 24: Es geht auch mal ohne Internet, oder?
Und ein letzter gut gemeinter Tipp für die Hütte: Wir fragen den Wirt niemals nach WLAN.
Christoph Werntgen
Fazit: Do’s and Don’ts für ein respektvolles Miteinander am Berg
Einen Knigge brauchst Du zum Wandern oder Biken Gott sei Dank nicht – es hilft aber durchaus, ein paar Dinge im Umgang miteinander zu beachten. Mit Respekt und Rücksicht den Menschen gegenüber, denen wir begegnen und der nötigen Achtsamkeit und Demut gegenüber der Natur erleben wir die Berge gleich noch ein Stück intensiver.
Mehr Beiträge zum Thema Wandern findest du hier:
- Müll in den Bergen – Statistiken & Daten zu einem Umweltproblem
- Wandern im Einklang mit der Natur: 7 Tipps zum nachhaltigen Wandern
- Packliste Wandern
- Nachhaltig reisen: 6 einfache Tipps
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