Ein Rucksack muss alles können und alles mitmachen – vor allem bei alpinen Klettertouren. Dass der Deuter Guide 22 SL genau hierfür gemacht wurde, durfte ich schon im Sommer 2020 bei meinem Test erfahren. Nun hat Deuter den Rucksack im Design und in der Ausstattung überarbeitet und ich darf wieder testen.
- Hochtouren-Rucksack mit frauenspezifischer Passform
- Toploader mit Seitentaschen, Fronttasche und Innentasche
- Weitere Features: Pickelhalterung, Helmbefestigung, Seilhalterung, Materialschlaufen
- Rückenlänge verstellbar von 38 – 48 cm
- Bergzeit Gewichts-Tipp: aufs Minimum reduziert nur 600 g
Testkriterien: Das erwarte ich vom neuen Guide 22 SL
Genau vor drei Jahren durfte ich den Deuter Guide 22 SL zum ersten Mal mitnehmen. Seit diesem Zeitpunkt hat er mich schon auf unzähligen alpinen Klettertouren begleitet. Bei meinem Test damals habe ich folgende Kriterien zu Grunde gelegt:
- Leicht: Exen, Keile, Friends, Seil, Brotzeit – bei alpinen Klettertouren ist die Ausrüstungsliste lang. Umso wichtiger, dass der Rucksack selbst nicht auch schon zu schwer ist.
- Komfortabel: Damit die schwere Ausrüstung nicht zur Last wird, sind ein gutes Rückensystem, stabile Schultergurte und abnehmbare Hüftflossen wichtig.
- Durchdacht: Jacke, Handy, Trinken – an diese Sachen solltest Du am Stand schnell dran kommen, ohne groß zu kramen.
- Robust: Keine Tour ohne Felskontakt. Niemand will sich auf Tour Gedanken um die Robustheit der Ausrüstung machen. Deshalb ist auch das ein wichtiges Kriterium.
Für eine gute Vergleichbarkeit habe ich daher beim Update des Deuter Guide 22 SL genau diese Kriterien wieder zu Grunde gelegt.
Lena Starkl
Gewicht: Top
690 Gramm Grundgewicht. Für einen voll ausgestatteten Bergrucksack ein ausgezeichneter Wert. Lässt man den Bauchgurt und die Seilfixierung weg, liegt der Rucksack bei stolzen 600 Gramm. Hier hat sich zum Vorgängermodell auch nichts verändert. So spielt der Deuter Guide 22 SL im Bezug auf die Leichtigkeit hier noch immer in der oberen Liga mit.
Tragekomfort: Ausgezeichnet
In Sachen Tragekomfort hatte der Guide SL damals schon volle Punktzahl von mir bekommen. Auch das Update kann da mithalten. Zum einen weil der Rucksack eine frauenspezifische Passform (SL) hat. Das bedeutet, dass die Rückenlänge kürzer angelegt ist als bei der Männervariante. Außerdem sind die Träger schmäler und damit angenehmer zu tragen.
Trotz minimalistischer Ausstattung hat dieser Alpin-Kletterrucksack meiner Meinung nach ein richtig gutes Tragesystem.
Das „Alpine System“ besteht aus zwei Softstripe-Polstern, die flexibel sind und sich den Bewegungen anpassen. Der Rucksack sitzt so bei jeder Bewegung sicher auf dem Rücken. Zu voll sollte der Rucksack allerdings nicht bepackt werden, denn dann verbiegt sich das Rückenteil schon. Hier dann lieber auf eine Nummer größer setzten.
Lena Starkl
Lena Starkl
Tatsächlich wird der Rucksack auch nach einer zehnstündigen Tour nicht unangenehm. Die Träger haben einen Lageverstellriemen – zum Anziehen, wenn es stabiler sein soll oder zum Lockern, wenn etwas mehr Belüftung gewünscht ist. Der Hüftgurt ist nicht gepolstert, was bei der 22 Liter Version allerdings nicht stört. Ein breites Band ist hier ausreichend. Wer es nicht mag: Der Hüftgurt ist auch abnehmbar. Der Brustgurt ist stufenlos verstellbar und hat eine Signalpfeife.
Ausstattung: Sehr gut
Der Guide SL ist sehr durchdacht, aber eben auch minimalistisch. Zunächst zur Fächeraufteilung: Es gibt ein großes Hauptfach, das als Toploader konzipiert ist und einfach über einen Kordelzug geöffnet und geschlossen werden kann. In dem kleine Stretch-Innenfach habe ich meistens eine Trinkblase. Ein Trinksystem ist für viele – ich gehöre auch dazu – bei einem Alpinrucksack unerlässlich. So musst Du am Stand nicht den Rucksack ständig an- und ausziehen. Die Vorrichtung für das Trinksystem beim Guide 22 SL umfasst bis zu zwei Liter und ist damit für eine Tagestour völlig ausreichend.
Lena Starkl
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Zusätzlich hat der Rucksack zwei Außenfächer: eines an der Vorderseite und eines seitlich am unteren Rücken. In der Seitentasche kann man das Handy verstauen, weil man auch dran kommt, wenn der Rucksack auf dem Rücken ist. Zudem ist das Fach gepolstert, wodurch das Handy geschützt ist. Vorne ist perfekt für Kleinigkeiten wie Riegel, Karten, Schlüssel.
Der Schlüsselclip ist eine Sache, auf die ich nicht mehr verzichten möchte. Ich muss keine Angst haben, wenn ich das Fach öffne, dass der Schlüssel rausfällt.
Die verstaubare Seilbefestigung hält das Seil sicher in Position: Einfach über das Hauptfach legen und mit einem verstellbaren Band fixieren. Zusätzlich dann noch das Band von der Verschluss-Lasche drüber und das Seil hält bombenfest. In der Verschluss-Lasche ist auch das Helmnetz integriert. Das finde ich super, so geht es nicht verloren. Das ist anders als beim Vorgänger-Modell.
Lena Starkl
Lena Starkl
Für mich sind es vor allem die vielen kleinen Details, die den Rucksack abrunden und durchdacht machen: Brillenhalterung, Pickelhalterung und SOS-Label mit wichtigen Notfallnummern.
Zusätzlich hat der Deuter Guide 22 SL jetzt am Schultergurt eine Halterung für eine Soft-Flask. Da ich eine Trinkblase habe, nutze ich die nicht, aber ich finde sie super praktisch für Kleinigkeiten wie Taschentücher oder mein Garmin Inreach.
Lena Starkl
Widerstandsfähigkeit: Top
Ein enger Kamin, das An- und Ausziehen am Stand – beim Alpinklettern lässt sich Felskontakt kaum vermeiden. Umso wichtiger ist es, dass das Material dem möglichst lange ohne Schaden Stand hält. Dass der Guide das leisten kann, hat mir das Vorgänger-Modell die letzten drei Jahre gezeigt. Er ist noch immer top in Schuss, obwohl er einige Fels-Schrammer aushalten musste. Daher gehe ich davon aus, dass das beim Update genauso sein wird. Der Deuter Guide ist aus Polyamid und PFAS frei und klimaneutral, was ich persönlich sehr schätze.
Lena Starkl
Fazit zum neuen Deuter Guide 22 SL: Bergzeit Gewichts-Tipp
Schon die ältere Version des Guide 22 SL ist für mich ein top Alpinrucksack. Tragekomfort, Leichtigkeit und Ausstattung haben mich damals, beim ersten Test überzeugt. Mit dem neuen frischen Design und den Ausstattungs-Updates hat es Deuter es geschafft, die Vorgänger-Version noch besser zu machen.
Wenn Du einen leichten Rucksack für alpine Klettertouren suchst, dann kann ich ihn Dir definitiv empfehlen. Deshalb hat der Alpinrucksack vollkommen zurecht auch das Siegel Bergzeit Gewichts-Tipp verdient.
Für Hochtouren wäre er mir vom Volumen her zu klein, aber dafür gibt es auch noch die 28 Liter Variante.