Was macht für Dich einen perfekten Bergurlaub aus? Das ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Es kommt natürlich auf die Aktivitäten an, die Du vor Ort machen möchtest. Für mich sind es in etwa folgende Punkte:
- Gute Lage: Das bedeutet, gute Erreichbarkeit. Aber ich möchte auch, dass ich einen guten Ausgangspunkt für meine Aktivitäten habe.
- Gute Infrastruktur: Gibt es schöne Unterkünfte – vor allem Hütten mit gutem Essen? Gibt es Trails, Klettergärten, Wanderwege, etc. Gibt es Möglichkeiten für einen Ruhe- oder Regentag?
- Landschaft & Menschen: Ich mache in den Bergen Urlaub, weil ich meine Lieblingssportart in einer schönen, einer neuen Umgebung ausüben möchte. Ich habe eine bestimmte Tour im Kopf oder ein Ziel in der Region. Wenn die Menschen vor Ort dann auch noch gastfreundlich sind, ist das quasi das i-Tüpfelchen.
Die Region Val di Sole hat Isa und mich für ein paar Tage zum Wandern eingeladen. Wandern? Über mehrere Tage? Von Hütte zu Hütte? Puh! Isa und ich klettern am liebsten. Der Zustieg zum Fels ist bei uns wandern. Trotzdem haben wir zugesagt und sind ohne große Erwartungen gestartet.
Val di Sole: Die Lage
Von München aus fährst Du circa vier bis fünf Stunden über Innsbruck und Bozen ins Val di Sole im Trentino. Ja, die Anreise ist nicht gerade kurz, aber sie lohnt sich. Warum? Das hat uns unser Bergführer Lorenzo erzählt. Das Tal mit einer Länge von circa 40 Kilometern liegt perfekt eingebettet zwischen den Brenta-Dolomiten auf der einen, und dem Nationalpark Stilfserjoch auf der anderen Seite. Hinzu kommen die zwei Seitentäler Val die Peio und Val di Rabbi. Sie sind umgeben vom größten Naturschutzgebiet Trentinos, dem Naturpark Adamello-Brenta. Durchzogen wird das Val di Sole vom Fluss Noce. Für einen Aktivurlaub genial, weil Du innerhalb von 20 – 30 Minuten Fahrzeit so vieles machen kannst:
- Klettern, Wandern & Klettersteig in den Dolomiten
- Wandern und Biken im Nationalpark
- Kajaken, Rafting, Canyoning auf dem Noce Fluss
Lena Starkl
Durch die Lage ist die Landschaft unfassbar abwechslungsreich. Du kennst den beeindruckenden Anblick der Dolomiten. Wir waren auf der anderen Seite unterwegs, im Nationalpark Stilfserjoch sind wir gestartet. Unser Bergführer Lorenzo hat uns drei Tage lang durch seine Heimatberge geführt. Er ist hier unterwegs, seit er ein kleiner Junge ist. Und dennoch blieb er nicht nur einmal am Tag stehen, um uns auf die Schönheit dieser Landschaft aufmerksam zu machen: „Bello!“
Terzolas: Der Ausgangspunkt
Die erste Nacht haben wir im Pippo Hotel in Terzolas verbracht. Es ist ein guter Ausgangspunkt für Aktivitäten. Im Italien-Style gibt es abends unfassbar gute Pasta Pomodoro zur Vorspeise. Mh! Willkommen in Italien! Den Wellness-Bereich haben wir nicht getestet, aber es soll einen geben. So wie dieses Hotel gibt es im ganzen Val di Sole zahlreiche für jeden Geschmack. Wer das Thema Wellness interessant findet: Es gibt in Pejo und Rabbi Thermen die perfekt für einen Ruhetag sind.
Tag 1: Zum Refugio Stella Alpina am Lago Corvo
Wir legen einen kleinen ersten Stopp an einer Hütte ein: Malga Caldesa Bassa. Ob Du es glaubst oder nicht, hier habe ich den besten Apfelstrudel meines Lebens gegessen. Eine kleine Nonna steht in einem kahlen Raum mit Tisch, Kasse und riesiger Siebträgermaschine. Etwas skeptisch bereitet sie uns eine Runde Kaffee Americano zu und serviert ihren selbstgemachten Apfelstrudel. Draußen gibt es noch hausgemachten Käse zum Verkauf. Wir gehen weiter. Weil wir schon früh auf der Hütte sind, spazieren wir noch auf einen nahegelegenen Gipfel und springen zum Tagesabschluss in den Lago Corvo. Keine Menschenseele ist unterwegs außer uns. Der See liegt da. Klar und ruhig. Ich kann mir schon vorstellen, wie kalt er ist. Aber so schlimm ist es gar nicht. Im Gegenteil, es tut gut.
Lena Starkl
Lena Starkl
Zum Aufwärmen gibt es auf der Hütte richtig gutes Essen. Eine Minestrone und Polenta mit Gemüse – wir sind alle drei Vegetarier – daher kein Fleisch. Aber alle Fleischesser sehen mindestens so zufrieden aus wie wir. Heute sind wir knapp 1.200 Höhenmeter gewandert und unser Fazit bisher: Wir sind richtig entspannt. Es tut gut einfach nur zu laufen. In einer wunderbaren Landschaft und in toller Gesellschaft.
Tag 2: Zum Refugio Dorigoni
Auch wenn die Tour an diesem Tag nicht besonders lange ist: Wir haben Hunger, als wir mittags auf der Hütte ankommen. Für Lorenzo ist die Hütte wie zu Hause ankommen. Seine Freunde Cecilia und ihr Bruder, der ebenfalls Lorenzo heißt und Bergführer ist, begrüßen uns freundlich. Cecilia spricht deutsch und lacht immer. Sie empfiehlt uns die Brennesselknödel mit Parmesan und geschmolzener Butter. Ohja! Dreimal bitte! Wahnsinn, sind die gut. Wenn Du irgendwann mal auf dieser Hütte bist, solltest Du die unbedingt essen. Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause geht es an die Kletterwand direkt bei der Hütte. Hier hat der andere Lorenzo, der von der Hütte, ein paar Routen eingebohrt. Doch irgendwie sind Isa und ich nicht in der Stimmung. Wir haben gerade keine Lust auf Plagerei, Angst vorm Fallen, kleine Griffe. Das Wanderfieber hat uns einfach gepackt und wir genießen es zu gehen. Daher wird diese Kletter-Session kurz.
Lena Starkl
Wir essen zu Abend. Es gibt Suppe, Nudeln, Salat, Brot. Alles schmeckt super, draußen ist es kühl, hier drinnen schön warm. Wir haben Licht, Internet, Wasser. Und das auf 2.436 Metern. Weder Isa noch ich machen uns Gedanken über irgendwas davon. Es ist einfach da. Wie zu Hause. Da lädt uns der Hüttenwirt Lorenzo auf eine kleine Tour um die Hütte ein. Er stapft mit einer Taschenlampe durch die Dunkelheit. Wir mit Stirnlampen hinterher. Bisher war er ein recht ruhiger Zeitgenosse. Ich dachte nicht mal, dass er Englisch kann. Doch jetzt platzt es aus ihm heraus. Das ist sein Thema, seine Leidenschaft.
Tag 3: Careser Gletscher nach Val de la Mare
Am letzten Tag starten wir früh, gegen sieben Uhr. Wir sind ganz alleine, so wie die letzten Tage auch. Die Landschaft ist schon wieder anders. Heute sehen wir so viele schöne klare Bergseen. Nach acht Stück habe ich aufgehört zu zählen. Einer ist ganz türkisblau. Es sieht aus, als sei er voll mit dieser blauen Wischwasserflüssigkeit für Autoscheiben.
Lena Starkl
Wir kommen schnell voran und stehen am Rande des Careser Gletschers. Gletscher zu sehen ist immer schön und traurig zugleich. Lorenzo, unser Bergführer erzählt uns, bis wohin der Gletscher noch ging, als er zum ersten mal hier war. Unfassbar. Er sagt: „Wenn ich mit Familien hier oben bin, sage ich immer zu den Eltern, sie sollen ihre Kinder vor dem Gletscher fotografieren. Wenn sie erwachsen sind, wird es nämlich kaum mehr welche geben. Dann haben sie zumindest ein Erinnerungsfoto.“ Bitter. Für diesen Gletscher brauchen wir weder Seil noch Steigeisen. Er ist schon tot. Dünnes Eis quasi. Wir überqueren ihn. Plötzlich wird die Landschaft wieder ganz anders. Die Felsen werden rot. Von weitem erkennen wir den Stausee. Hoch über seinem Ufer wandern wir schon wieder im Gras an den Klippen entlang. Grad standen wir noch am Gletscher, jetzt sieht es aus als wären wir irgendwo im Süden mit dem blauen See, den Klippen und den bunten Blumen. Wir machen eine letzte Pause am See und stecken unsere Füße in das kühle Wasser. Nach circa 700 Metern Auf- und knapp 1.200 Metern Abstieg erreichen wir unser Ziel Val de la Mare. Hier bringt uns ein Transfer zurück nach Terzolas zum Ausgangspunkt.
Lena Starkl
Lena Starkl