Tag 1: Einstimmung zum Thema Pilgern auf der Antdorfer Betbichlrunde
Wir – Adrian und Hans vom #bergzeitsquad – treffen uns am Gemeindehaus in Antdorf am Freitagnachmittag mit Elisabeth vom Tourismusverband Oberbayern. Man merkt direkt, dass sie voller Energie und Enthusiasmus ist. Da lassen wir uns doch gerne von anstecken.
Johann Weigl
Nach einer kurzen Einführung zum Pfaffenwinkel geht es auch direkt los auf die 2,6 Kilometer kurze Betbichlrunde. Kurz hinter Antdorf gehen wir vorbei an weidenden Kühen auf eine Anhöhe. Von dort aus hat man einen malerischen Blick auf die Ortschaft und die umliegenden Berge. Der Blick reicht vom Herzogstand bis weit in die Allgäuer Alpen. Wir wandern vorbei an einer kleinen Mariengrotte und bleiben dann bei einer Großen Glocke unter einer Linde stehen. Elisabeth erklärt uns, welche beruhigende Wirkung Klänge und Schwingungen auf den Körper haben und demonstriert uns mit dem Anschlagen der Glocke die bayrische Klangschalen-Therapie. Spätestens jetzt bin ich im Wochenende angekommen und kann mich voll auf die Entschleunigung einlassen.
Johann Weigl
Johann Weigl
Hier suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und besprechen, was uns die nächsten Tage erwartet. Elisabeth erklärt, dass es auf den Wegen in der Heiligen Landschaft Pfaffenwinkel um Spiritualität jeglicher Art gehen kann und es nicht um das vom Christentum geprägte Pilgern geht. Auch wenn der Weg an zahlreichen Kirchen und Klöstern vorbeiführt, soll das Wort „heilig“ viel mehr die Schönheit, Natur und Energie dieser Landschaft beschreiben. Die Wanderwege im Pfaffenwinkel verbinden „Kraftorte“, die beim Entschleunigen und Revitalisieren helfen sollen. Das macht Lust auf das restliche Wochenende!
Johann Weigl
Im Anschluss verabschieden wir uns von Elisabeth und fahren zum Campingplatz Terassen-Camping am Rittererbichl in Rottenbuch, wo wir die nächsten zwei Nächte in Fässern übernachten werden. Die Fässer sind für zwei Personen auf einem Campingplatz durchaus komfortabel. Es gibt Stromanschlüsse, Licht und Handtücher, die für uns bereitgelegt wurden. Ein kleiner Garten mit Liegen rundet das ganze noch ab. Mein persönliches Highlight ist jedoch der angenehme Zirben-Geruch, der vom Fass ausströmt. Der Campingplatz bietet außerdem gegen Aufpreis ein Frühstück an, dass keine Wünsche offen lässt.
Tag 2: Erste Etappe der Westschleife „Wilde Flüsse“
Los geht es um 8 Uhr mit einem stärkenden Frühstück am Campingplatz. Nach ein paar Dehnübungen und dem Auffüllen unserer Wasserflaschen geht´s los zum Hohen Peißenberg (988m), wo die drei Pilger-Wander-Wege im Pfaffenwinkel starten. Der Hohe Peißenberg soll den schönsten Rundblick Bayerns bieten und obwohl ich sehr kritisch bin mit solchen Aussagen, kann ich nicht das Gegenteil behaupten.
Johann Weigl
Mit seinen 988m bietet der Hohe Peißenberg eine fantastische Rundumsicht über das ihn umgebende Flachland und die Gipfel von den Chiemgauer Alpen bis weit hinein in die Ammergauer- und Allgäuer Alpen. Von dort aus geht es die nächsten knapp 14 Kilometer auf einem abwechslungsreichen Weg bis zur Ortschaft Rottenbuch. Auf dem Weg wandern wir im steten Auf und Ab, über landwirtschaftlichen Fläche hinein in kühle, schattige Wälder, die uns bis zur Ammer führen. Darin gönnen wir unseren Füßen eine kurze Abkühlung, bevor wir weiter zur Ammerschlucht wandern.
Ab hier verlassen wir die Forststraßen und begeben uns auf einen sehr schönen Steig an der Ammerschlucht. Hier geht es über Holzstege, schmale Pfade und Treppen an der Schlucht entlang, bevor wir den Wald wieder verlassen und in Richtung Rottenbuch wandern. In der Stiftskirche der ehemaligen Klosteranlage bewundern wir das kunstvolle innere der Barockkirche. Schilder weisen auf Orgelkonzerte hin, die uns Elisabeth am Vortag empfohlen hatte.
Danach haben wir nur noch ein Ziel: Den Bade-Weiher am Campingplatz! Genau die richtige Abkühlung nach diesem traumhaft schönen, aber heißen Sommertag.
Johann Weigl
Johann Weigl
Tag 3: Zweite Etappe der Westschleife „WildeFlüsse“
Bereits am frühen Morgen brennt die Sonne schon ziemlich herunter. Das heißt: So schnell wie möglich Aufbrechen, um der Mittagshitze auszuweichen. Zum Glück geht der 15 Kilometer lange Weg auch direkt hinter dem Campingplatz los und in der heutigen Etappe müssen wir auch weniger Höhenmeter überwinden. Über Forststraßen und kleinen Pfaden wandern wir durch einige kleine Dörfer sowie an der Schönegger Käsealm vorbei, bevor wir nach Wildsteig kommen. Vorm gegenüberliegenden Hügel haben wir eine schöne Aussicht auf die dortige Kirche. An der darunterliegenden Grottenanlage wurde gerade gearbeitet, man kann die Schönheit jedoch gut erahnen.
Johann Weigl
Weiter geht es über den ehemaligen Wildsteiger See, hinein in ein Waldstück, dass uns fast bis zur Wieskirche begleitet. In der sanft hügligen Landschaft steht die zum UNESCO-Welterbe zählende Wieskirche exponiert da. Das Innere der Kirche ist eine echte Augenweide für Rokoko-Liebhaber und zählt zu den bedeutendsten Rokoko-Bauwerken überhaupt.
Wir wandern nach einer kurzen Pause im Schatten der Bäume hinter der Wieskirche weiter zur Wiesfilz. Auf dem Brettleweg, der durch das Moorgebiet führt, zeigt die Natur nochmal ihre ganze Schönheit. Uns begegnen neben kargen Bäumen auch Libellen, Eidechsen, Frösche und eine Blindschleiche. Bis nach Steingaden ist es nun nicht mehr weit und ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir den mittlerweile weit über 30°C Außentemperatur bald wieder entfliehen können. Den Klostergarten am Welfenmünster sehen wir uns aber natürlich trotzdem noch an, bevor wir ins Auto steigen und wieder zu unserm Ausgangspunkt zurückfahren.
Johann Weigl
Unser Tipp: Auf der ersten Etappe sollten sich Wanderer auf jeden Fall die nötige Verpflegung für den Tag mitnehmen, da man an keinen größeren Ortschaften mit Wirtshaus vorbei kommt. Auf der zweiten Etappe sind wir aber immer mal wieder an Kaffees oder Gasthäuser vorbei gelaufen, wo man gemütlich einkehren kann.
Unser Fazit
Wer Entschleunigung und Ruhe sucht, findet sie auf jeden Fall auf dem Wanderweg im Pfaffenwinkel. In der leicht hügligen Landschaft erlebt man abwechslungsreiche Natur, die uns die nötige Energie gibt, um unsere Akkus wieder aufzuladen. Und genau darum geht es für uns beim Pilgern. Sinnliche Eindrücke zu sammeln, sich auf einen selbst zu fokussieren und dadurch Kraft zu tanken und sich selbst etwas Gutes zu tun. Eine Wanderung durch die Heilige Landschaft Pfaffenwinkel in Oberbayern können wir daher jedem empfehlen, der auf der Suche nach Entschleunigung ist.
Wir vom #bergzeitsquad kommen gerne wieder, um weitere Wanderwege in der Region zu erkunden.